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3. Juni 20212. September 2021

7. Türkei – Südostanatolien

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Heu­te gibt es viel zu fei­ern. Nicht nur weil Kin­der­tag ist, son­dern auch weil just die Gren­ze zu Geor­gi­en wie­der geöff­net hat. Es wird erwar­tet, dass es die Nach­bar­län­der Zug um Zug gleich­tun und selbst der Iran, nach den Wah­len im Juni sei­ne Pfor­ten wie­der öff­net. So sit­zen wir unter­halb des Ishak Pasa Palas­tes, der Ara­rat war­tet majes­tä­tisch hin­ter einem Hügel und wir bli­cken voll Vor­freu­de in die wei­te Vul­ka­ne­be­ne von Dogu­bey­a­zit. Aber zunächst ein Rück­blick auf die ver­gan­ge­nen Wochen.

Nach der Cam­ping­pau­se am Nem­rut Dagi ging es weit hin­ab Rich­tung Syri­sche Gren­ze und in eine hei­ße stau­bi­ge Ebe­ne. Unter­wegs repa­rier­te und pass­te ich unse­re hin­te­re Stoß­dämp­fer­auf­nah­me an, wodurch Fred nun nicht mehr all­zu stark schau­kelt wie ein betrun­ke­ner Ele­fant.  Wir bestaun­ten den Ata­türk Stau­damm und fuh­ren hin­un­ter an den Euphrat – ein wei­te­rer Mei­len­stein auf unse­rer Rei­se. Mit einem Boot ging es zum ver­sun­ke­nen Städt­chen Hal­fe­ti, der Burg Rum­ka­le und wenig spä­ter zu den Aus­gra­bun­gen von Zeugma.

  • Ata­türk Staudamm
  • Eine Boots­fahrt die ist lustig…
  • Halb ver­sun­ke­nes Halfeti
  • Aus­ge­schla­fen!

In San­li­ur­fa sties­sen wir auf dem Muse­ums­park­platz zu einem wei­te­ren klei­nen „Glo­be­trot­ter-Camp“ und tra­fen auch Till und Ates wie­der, mit denen wir dann die nächs­ten Wochen gemein­sam reis­ten. Für die nächs­ten drei Näch­te mie­te­ten wir uns, nach etwas Über­zeu­gungs­ar­beit und Nach­weis das wir Hum­boldt-Uni Alum­nis sind, in das Gäs­te­haus der loka­len Uni ein – einem alten ver­win­kel­ten osma­ni­schen Palast direkt in der ori­en­ta­li­schen Alt­stadt. Wir bekom­men ein fürst­li­ches Früh­stück, schlür­fen bei Son­nen­un­ter­gang Weiß­wein auf der Dach­ter­ras­se und füh­len uns wie die klei­nen Paschas. Am Abend besucht zur Freu­de der Kin­der auch noch „Fan­to­mas“ auf dem über­di­men­sio­na­len Flat­screen den Palast. Von hier aus erkun­de­ten wir die Geburts­grot­te Abra­hams, das archäo­lo­gi­sche- und benach­bar­te Mosa­ik­mu­se­um, sowie den ver­schlun­ge­nen Basar mit sei­nen Gewürz­ber­gen, Tisch­lern, Schmie­den und Töp­fema­chern. Die Näch­te jedoch sind kurz, denn es ist Rama­dan. Damit ver­la­gert sich das Leben in die lau­en Näch­te, der Muez­zin singt noch inbrüns­ti­ger, Trom­mel­grup­pen zie­hen durch die Gas­sen und es herrscht kurz gesagt Aus­nah­me­zu­stand im Ausnahmezustand.

  • Im Mosa­ik­mu­se­um
  • Ein­gang zu Abra­hams Geburtsgrotte
  • Derg­ah Moschee
  • Glo­be­trot­ter­camp auf dem Museumsparkplatz
  • Basar von Sanliurfa
  • Gäs­te­haus der Uni

Vom benach­bar­ten Göbe­kli­te­pe, der 12.000 Jah­re alten „Wie­ge der mensch­li­chen Zivi­li­sa­ti­on“, in des­sen Schat­ten „Stone hen­ge“ wie eine ver­las­se­nes Ein­kaufs­zen­trum wirkt, geht es Rich­tung Süden wei­ter nach Har­ran. Von der eins­tig bibli­schen Stät­te ist kaum noch etwas übrig. Heu­te fin­det man in der flir­ren­den stau­bi­gen Hit­ze nur ver­streu­te Tou­ris­ten­jä­ger, bet­teln­de Kin­der und viel Armut. Rich­tung Osten fah­ren wir durch die kar­gen, tro­cke­nen Tek Tek Hügel ent­lang der Syri­schen Gren­ze zu einem unter­ir­disch anti­ken Stein­bruch, den Baz­da Höh­len. Hier sol­len wil­de, gefähr­li­che Hun­de hau­sen, zum Glück haben wir kei­ne gese­hen. Die Gegend ist lei­der von extre­mer Armut geprägt. Egal wo wir im Kon­voi auf­tau­chen – in der Antik­stadt Suayb, den Men­schen­op­fer­höh­len Sumat­ar – wer­den wir von Kin­der­hor­den umringt. Sie sind sehr auf­dring­lich, zer­ren am Auto und haben kei­ne Scheu. Oft keh­ren wir ohne aus­zu­stei­gen um. Es ist ein Dilem­ma, waren doch die Schu­len oft der ein­zi­ge Anker- und auch Ver­pfle­gungs­punkt für die Klei­nen. Nun sind sie seit über einem Jahr geschlos­sen, home­schoo­ling hier in den Dör­fern die oft­mals gar kein Strom haben ein schlech­ter Witz und die Eltern arbei­ten als Ern­te­hel­fer für das täg­li­che Brot um durch­zu­kom­men. Als Fol­ge ver­wahr­lo­sen die Kin­der sich selbst über­las­sen immer mehr…

  • Har­ran Lehmhäuser
  • Har­ran
  • Voll­mond über Syrien
  • Anti­ke unter­ir­di­sche Steinbrüche
  • Antik­stadt Suayb

End­sta­ti­on des Tages aber ist Kara­han Tepe, dass wir erst nach eini­gem Suchen fan­den. Wir cam­pie­ren an des­sen Fuße in einer Step­pen­land­schaft die uns gedank­lich in die Mon­go­lei ver­setzt. Kara­han, eine Aus­gra­bungs­stät­te, die gera­de erst vor weni­gen Mona­ten das Licht der Welt erblickt hat und qua­si der gro­ße Bru­der von Göbe­kli Tepe ist. Wir haben Glück und der loka­le Schä­fer, der gleich­zei­tig Aus­gra­bungs­hel­fer und Land­be­sit­zer ist, gibt uns in gutem Eng­lisch nach Rück­spra­che mit dem Aus­gra­bungs­lei­ter eine „inof­fi­zi­el­le“ Füh­rung. Was wir zu sehen bekom­men ist atem­be­rau­bend. Auch wenn es nur vor­läu­fi­ge stich­pro­ben­ar­ti­ge Son­die­run­gen sind, so tra­ten jedoch hier bereits kunst­vol­le Reli­efs, Skulp­tu­ren und Kult­plät­ze zu Tage. Zähl­te man in Göbe­kli Tepe ein paar Hän­de voll von den berühm­ten T‑Säulen, so sind es nach gro­ber Schät­zung in Kara­han über 250. Es muss also ein gigan­ti­scher Wohn- und Kult­ort gewe­sen sein, noch­mals 3000 Jahr älter als Göbe­kli Tepe und damit eine Geschichts- und Wis­sen­schafts­sen­sa­ti­on. Wir dür­fen nicht foto­gra­fie­ren, denn die sys­te­ma­ti­schen inter­na­tio­na­len Gra­bungs­ar­bei­ten soll­ten weni­ge Tage spä­ter erst begin­nen (bei 50°C im Schat­ten) und damit auch die damit ein­her­ge­hen­den offi­zi­el­len Publi­ka­tio­nen. Wir strei­fen in der Gegend her­um und fin­den Hän­de voll alter Pfeil- und Speer­spit­zen aus Stein, was die Kin­der unheim­lich begeis­tert. Ein neu­er Ort der Mensch­wer­dung, so nann­te es unser Beglei­ter, und wir durf­ten dank­ba­rer­wei­se qua­si noch vor der Pre­mie­re ein­mal kurz hin­ter den Vor­hang schauen!

  • Gren­zen­lo­se Wei­te (im Hin­ter­grund Kara­han Tepe)
  • Mon­go­lei oder Tek Tek Hügel?

Nächs­ter Stop auf dem Weg gen Osten ist Mar­din. Ein ver­win­kel­tes ori­en­ta­li­sches Städt­chen an einem Süd­hang mit einem schwind­lig machen­den Blick weit hin­ein in die Meso­po­ta­mi­sche Ebe­ne. Hier tref­fen wir einen über Freun­de befreun­de­ten Doku­men­tar­fil­mer Hay­dar, der viel über syri­sche Flücht­lings­kin­der berich­tet und uns sehr herz­lich auf­nimmt. In Erin­ne­rung blei­ben die vie­len krea­ti­ven Künst­ler der Stadt, die sich in den alten halb ver­las­se­nen Konaks nie­der­ge­las­sen haben, eben­so wie die unzäh­li­gen selbst­ge­bau­ten Dra­chen, die uner­müd­lich in den lau­en Abend­win­den über der Stadt schweb­ten – gehal­ten und gesteu­ert vom Kind bis hin zum Groß­va­ter. Nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt besu­chen wir das syrisch-ortho­do­xe Klos­ter Zafa­ran. Ein spi­ri­tu­el­ler Ort mit so viel Geschich­te, aber auch Trau­rig­keit, Schick­sal und Ver­trei­bung. Noch immer aber gibt es Got­tes­diens­te und noch immer spürt man, dass die­ser Ort dem Him­mel ein Stück näher ist als der Erde.

  • Dra­chen über Mardin
  • Gas­se Mardin
  • Was gibt es Schöneres?
  • Mar­din mit Blick in die Meso­po­ta­mi­sche Ebene
  • Esel als Stra­ßen­rei­ni­gungs­fahr­zeug – in echt!
  • Hay­dar der Doku­men­tar­fil­mer (links)
  • Mar­din
  • Med­re­se in Mardin
  • Klos­ter Zafaran

Über Midyat, wo wir zwei wun­der­schö­ne restau­rier­te Konaks und eine alte Kir­che besu­chen, geht es hin­ein in das Kern­land der syrisch-ortho­do­xen Chris­ten. Im 1600 Jah­re alten Klos­ter Mor-Gabri­el erfah­ren wir viel über deren span­nen­de und beweg­te Geschich­te, aber auch über Ver­trei­bung, Tod und Zer­stö­rung. Ihr Glau­ben jedoch so rein und beschei­den, voll von Mys­te­ri­en und Fabeln, der hei­li­ge Gabri­el, ste­hend begra­ben um sei­nem Herrn auf­recht ent­ge­gen zu tre­ten und um ihn her­um in der Gruft die Gebei­ne von über 10.000 Mönchen.

An die­ser Stel­le ver­ab­schie­den wir uns nicht nur von Till und Ates, son­dern auch von einer Idee, wel­che wir seit eini­gen Wochen in uns tra­gen und immer wie­der dis­ku­tier­ten – ein Abste­cher nach Kur­di­stan – Irak. Von vie­len Rei­sen­den die wir getrof­fen haben wärms­tens emp­foh­len, doch am Ende scheint uns das Risi­ko – der Kin­der wegen – zu hoch. Wür­den wir allein rei­sen, sähe es ganz anders aus. Soll­te ihnen denn wegen eines 2‑wöchigen Aben­teu­ers etwas pas­sie­ren, wäre das unver­zeih­lich. Das Züng­lein an der Waa­ge waren meh­re­re Bom­ben­ex­plo­sio­nen und Ein­sät­ze von Kampf­jets die wir in den letz­ten Tagen lei­der „life“ in Rich­tung Gren­ze beob­ach­ten konn­ten. Viel­leicht aber wird es zu einem ande­ren Zeit­punkt klap­pen – İnşallah .

  • Im Klos­ter Mor Gabriel
  • Zis­ter­nen in der Antik­stadt Dara
  • Gas­sen von Midyat
  • Markt­ge­sche­hen in Midyat

Unse­re Rou­te schwenkt nun nach Nor­den und wir fah­ren in das alte, halb ver­sun­ke­ne Hasan­keyf am Tigris. Hier wan­dern wir durch die Kata­kom­ben und Res­te der alten Stadt- und Burg­an­la­ge und bewun­dern nun auch den zwei­ten bibli­schen Fluss. Auf dem wei­te­ren Weg Rich­tung Van-See machen wir Stop in Bat­man, wol­len bei der Hit­ze ein Eis kau­fen und lan­den direkt in der Fabrik eines gro­ßen tür­ki­schen Eis­fa­bri­kan­ten. Kurz­um wer­den wir von der Besit­zer­fa­mi­lie zum Abend­essen und am nächs­ten Tag zur Fabrik­füh­rung ein­ge­la­den. Die Kin­der essen in 24h ca. 15 Eis, wir bestau­nen Eis­ma­schi­nen die 20.000 Eis pro Stun­de pro­du­zie­ren und sind zu der Hoch­zeit des Juni­or­chefs ein­ge­la­den. Mehr jedoch nicht an die­ser Stel­le, denn das wird gewiss ein Haupt­the­ma in Leo’s nächs­tem Blog sein…

  • Wäsche waschen…
  • Das alte Hasan­keyf am Tigris
  • Rui­nen von Hasankeyf
  • Blick auf den Tigris
  • Zu Gast bei Fami­lie Basaran
  • Schaut mal, wie­viel Eis da über mei­nem Kopf vorbeirauscht!

In Tat­van am Van-See tref­fen wir auf Dean und sei­ne 9‑jährige Toch­ter Zoya aus Mau­ri­ti­us, die mal zu zweit, mal zu dritt in einem Land­ro­ver um die Welt rei­sen und die wir schon ein­mal ein paar Wochen vor­her getrof­fen haben. Dean hat vie­le Jah­re als Foto­graf gear­bei­tet und ist vol­ler span­nen­der Geschich­ten vom Nord- bis zum Süd­pol. Gemein­sam geht es für ein paar Tage hin­auf zum 3050m hohen Nem­rut Dagi, einem ruhen­den Vul­kan. Oben erwar­tet uns eine gran­dio­se Aus­sicht auf den end­lo­sen hell­blau­en Van-See, schnee­be­deck­te Ber­ge und der tief abfal­len­de Rand der Kal­de­ra. Die­se misst 7km im Durch­mes­ser und auf der einen Hälf­te mit einem der größ­ten Kra­ter­seen der Erde bedeckt. Fährt man in den Kra­ter hin­ein, so wirkt es als lan­de man in einer ande­ren Welt. Dean wähnt sich schon in Pata­go­ni­en… Wir wan­dern zu klei­ne­ren und grö­ße­ren Neben­kra­tern, begut­ach­ten begeis­tert zahl­lo­se Obsi­dian­vor­kom­men und fin­den Quar­tier etwas ober­halb des Kra­ter­sees. In den nächs­ten Tagen las­sen wir die See­le bau­meln, sprin­gen in den eis­kal­ten tief­blau­en Kra­ter­see, der Dutch-oven ist über dem Lager­feu­er im Dau­er­ein­satz, Leo und Zoya machen gemein­sam home­schoo­ling und es wird über das Leben, das Rei­sen, den Ster­nen­him­mel und alles Mög­li­che phi­lo­so­phiert. So genies­sen wir die Ruhe und den feh­len­den han­dy-Emp­fang und Mag­da­le­na und ich machen mit Deans Cross-Motor­rad Aus­flü­ge in die wil­de Kra­ter­land­schaft. Am letz­ten Tag gesellt sich noch ein Rad­fah­rer­pä­ar­chen aus Bel­gi­en dazu und noch mehr Rei­se­ge­schich­ten ver­sü­ßen die Zeit am nächt­li­chen Lagerfeuer.

  • Blick vom Kra­ter­rand auf den Van See.
  • Busch­camp am Kratersee
  • Tosia, Hus­ky und Zoya
  • Eis­kal­ter Kratersee…
  • Täg­li­che Fitnessübungen.
  • Cow­girl on tour

Mit dem Abstieg vom Vul­kan endet nicht nur der Rama­dan, son­dern auch ein 3‑wöchiger lan­des­wei­ter lock­down. Die Stra­ßen quir­len über und die Restau­rants sind schlag­ar­tig voll. Wir umrun­den den Van-See am Süd­ufer, besu­chen mit dem Boot die klei­ne Klos­ter­in­sel Akda­mar, die Van Burg und das Van-Muse­um. Beim cam­pen ler­nen wir zwei jun­ge tür­ki­sche Pär­chen ken­nen, die alle Eng­lisch­leh­rer sind. Wir fol­gen ger­ne einer Ein­la­dung zum Abend­essen und ler­nen viel über das „Lehr­erle­ben“ in der Tür­kei. Beson­ders aber freu­en wir uns über die jewei­li­ge Ein­la­dung in ihre Schu­len aus­ser­halb von Van. Gemein­sam mit Dean und Zoya machen wir uns in den nächs­ten 2 Tagen auf den Weg und besu­chen 2 ver­schie­de­ne Schu­len und Eng­lisch­klas­sen. Leo wird sicher mehr davon berich­ten. Nach­dem wir noch zusam­men die zwei Bur­gen Cavus­te­pe und Hosap besuch­ten, ver­ab­schie­den wir uns von Dean, der nun direkt nach Nor­den wei­ter­fährt. Leo, Anto­nia und Zoya haben sich fest ange­freun­det und wun­der­bar ver­stan­den. Dank der gemein­sa­men Zeit, spricht nun auch Tosi schon ihre ers­ten Bro­cken Eng­lisch. Mal schau­en, wo wir uns als­bald wie­der­se­hen werden.

  • Stock­brot am Van See
  • Ein­mal im Van See baden – ein Traum geht in Erfüllung.
  • Klos­ter­in­sel Akdamar
  • Blick auf den Vul­kan Süphan Dagi (Trai­nings­berg für den Ararat)
  • Na, wer ist schneller?
  • Kapi­tän ahoi!
  • Zu Gast bei den Englischlehrern.
  • Blick von der Burg auf Van. 
  • Das berühm­te Van-Frühstück.
  • Ja, so sieht eines der ältes­ten Was­ser­klos (2750 Jah­re) der Welt aus (Burg Cavustepe).
  • Burg Hosap
  • Abschieds­din­ner mit Dean und Zoya.

Zunächst aber geht es für uns tief hin­ein nach Süd­os­ten in das kur­di­sche Kern­land. Mit jedem Meter nimmt die Mili­tär­prä­senz zu. Tie­fe Schluch­ten und wei­te Hoch­ebe­nen, ein­sa­me Berg­land­schaf­ten und schrof­fe 4000er zie­hen an uns vor­bei. In der Pro­vinz­stadt Hak­ka­ri suchen wir ver­geb­lich einen Stell­platz, denn alles ist hoch­ge­si­chert und nie­mand möch­te Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Plötz­lich aber sehen wir auf einem Schul­hof die tür­ki­schen Cam­per Ufuk und Yakut, wel­che wir kurz schon in San­li­ur­fa ken­nen­ge­lernt haben. Bei ihnen sitzt der bekann­te loka­le Berg­füh­rer Haci, der auch in unse­rem Rei­se­füh­rer benannt wird. Kurz­um dür­fen wir nicht nur dort cam­pen, son­dern wer­den auch auf meh­re­re für die nächs­ten Tage geplan­te Berg­tou­ren ein­ge­la­den. All das ist wie ein 6er im Lot­to, denn für alles wer­den meh­re­re behörd­li­che Geneh­mi­gun­gen benö­tigt, denn die Hak­ka­ri-Ber­ge sind noch immer mili­tä­ri­sche Sicherheitszone.

Am nächs­ten Tag fah­ren wir sodann mit zu sie­bent mit Fred in das Hin­ter­land. Wir wan­dern zunächst tief hin­ein in eine Schlucht zu einem Was­ser­fall, der direkt mit­ten aus einer stei­len Fels­wand aus dem Berg her­aus­schießt und fah­ren dann immer wei­ter und tie­fer in die Ber­ge bis zu einem Dorf namens Ceyl­an­li. Es ist ruhig hier, die Son­ne wärmt und um uns plätt­scher kal­tes fri­sches Quell­was­ser durch die uralten Stein­gär­ten. Zu Gast bei alten cha­ris­ma­ti­schen Kur­den, in einem Gebiet wo jeder Rei­se­füh­rer von abrät. Aber Haci ist dabei und die Geneh­mi­gun­gen… Wir hören viel, wol­len aber nur wenig berich­ten – über unsag­ba­res Leid, Ver­trei­bung. Aber auch Gast­freund­schaft und trotz allem unge­bro­che­ner Lebens­mut. Viel­leicht liegt es auch an der über­wäl­ti­gen­den wil­den Schön­heit die­ser ent­le­ge­nen Berg­welt, die einem die eige­ne Unwich­tig­keit und Ver­gäng­lich­keit gna­den­los spü­ren lässt, wel­che die­se Men­schen hier formt und ihr Schick­sal tra­gen lässt. Müde und dank­bar keh­ren wir auf „unse­ren“ Schul­hof zurück. Nachts krei­sen nicht nur die Mili­tär­he­li­ko­pter, son­dern auch unse­re Gedan­ken – um Kur­den, Tür­ken, PKK, tür­ki­sche Armee und eine Berg­welt wie aus einem Märchen.

  • Hak­ka­ri Gebir­ge voraus
  • Fro­hen Wandermuts!
  • Wan­der­pick­nick mit Yakut und Ufuk
  • Zu Gast bei kur­di­schen Bergbauern
  • Was­ser­fall Awe Ure
  • Wer ist hier der Bergbauer?

Mit Haci, Ufuk, Yakut und einer hand­voll Repor­tern geht es am nächs­ten Tag aber­mals hoch hin­auf. Der alte Ford Tran­sit hop­pelt durch Flüs­se über Stei­ne und abge­spül­te Wege. Wir gelan­gen auf ein Hoch­pla­teau, umrun­det von 3000ern, ent­le­gen wie aus einem Mär­chen­land. Über­all spru­deln fri­schen Quel­len aus dem saf­ti­gen Rasen, es gibt Wäld­chen, Bäche und unzäh­li­ge Rui­nen von Bau­ern­häus­chen. Wir sind in Konak, dem alten Zen­trum der Nes­to­ria­ner, einer klei­nen christ­li­chen Gemein­schaft, die 1914 von hier ver­trie­ben wur­de. Seit 1980 ist das Dorf end­gül­tig ver­las­sen, den­noch erzäh­len die alten Haus­mau­ern und die gro­ße alte Kir­chen­rui­ne aus dem 16 Jhd. ihre Geschich­ten. Zum Bei­spiel jene von den 20 Bäu­men und 10 Gal­lo­nen Wein bei Geburt eines Kin­des – aber mehr dazu in Leos nächs­tem Blog. Wei­ter fah­ren und wan­dern wir hin­auf in das Ber­ce­lan Yay­la Hoch­tal durch eine nahe­zu unbe­rühr­te, unzu­gäng­li­che und wil­de Berg­welt, wohl ziem­lich ähn­lich den Alpen vor 200 Jah­ren. Die Repor­ter umschwär­men uns und zahl­rei­che Inter­views ste­hen an, so sel­ten sind aus­län­di­schen Gäs­te und man möch­te vie­les wissen.

  • Blick von der Kir­chen­rui­ne auf das alte Dorf Konak
  • Hoch­pla­teu mit dem Dorf Konak
  • Blick aus dem „Kir­chen­fens­ter“
  • Eines von meh­re­ren Interviews
  • Haci und Leo beim Tee
  • Blick auf die Stadt Hakkari
  • Alpen?

Wir ver­ab­schie­den uns herz­lich und wol­len nun noch in den ent­le­gens­ten süd­öst­lichs­ten Zip­fel der Tür­kei. Unter­wegs wer­den wir immer wie­der kon­trol­liert, Fred auch mit einem Spür­hund durch­sucht. Den­noch läuft alles mit ehr­li­cher Freund­lich­keit ab und so wie wir immer mehr mer­ken, geschieht es haupt­säch­lich aus Schutz und Sor­ge. Mitt­ler­wei­le sind die Gren­zen zum Iran und Irak nur noch weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt. Die Berg­welt wird immer uri­ger und unzu­gäng­li­cher. Unzu­gäng­lich auch wegen der enor­men Mili­tär­prä­senz. Sämt­li­che Sei­ten­tä­ler sind gesperrt und nur mit Son­der­ge­neh­mi­gung zugäng­lich. Bis vor weni­gen Jah­ren war die Regi­on ein hot­spot des Tür­kisch-Kur­di­schen Krie­ges. In Sem­din­li, wo wir Quar­tier auf dem Park­platz des loka­len Leh­rer­wohn­hei­mes bezie­hen, waren bis vor weni­gen Jah­ren Anschlä­ge kei­ne Sel­ten­heit. Die aktu­el­le Ruhe ist noch zu frisch und es scheint, als müs­se man sich erst an sie gewöh­nen. Hier gibt es für alles zu wenig Per­so­nal. Wir ler­nen einen Arzt ken­nen der uns erzählt, dass sie jeweils für 2 Mona­te im Rota­ti­ons­prin­zip aus der West­tür­kei hier­her­kom­men und im loka­len Kran­ken­haus aus­hel­fen. Der Gegen­satz ist schwer zu fas­sen. Einer­seits die­se bil­der­buch­haf­te ent­rück­te Berg­welt und ande­rer­seits das Dra­ma der jüngs­ten Geschich­te und Gegen­wart. Jede Berg­spit­ze, jeder Pass, jede Kur­ve, jede Talein- und Aus­fahrt ist mit Mili­tär­sta­tio­nen bestückt. Aus der Fer­ne sehen sie aus wie Bur­gen, mit ihren rie­si­gen Mau­ern und Tür­men, aus der Nähe jedoch zei­gen sich hoch­mo­der­ne Kaser­nen. Unab­hän­gig jedoch von unse­ren Ein­drü­cken wol­len wir uns nicht im Gerings­ten anma­ßen zu sagen oder zu dis­ku­tie­ren, was geschicht­lich und poli­tisch rich­tig oder falsch ist. Es bleibt nur der Wunsch, dass die­se wun­der­schö­ne Regi­on und sei­ne Men­schen ihren Frie­den wie­der­fin­den. Die Span­nung ist noch immer spür­bar, es gibt kei­ne Mög­lich­keit in die Ber­ge zu gelan­gen und so fah­ren wir nach einer Nacht in Sem­din­li, einem Abste­cher zum Baglar Kale­si und einem Zwi­schen­stopp in Yük­se­ko­va zurück Rich­tung Van-See.

Die Rou­te die wir wäh­len ist die inten­sivs­te off­road-Stre­cke die Fred bis­her gemeis­tert hat. Es geht hoch hin­auf durch die Hak­ka­ri-Ber­ge, dort wo kei­ne Geneh­mi­gung von­nö­ten ist. Wir klet­tern bis auf 3200m Höhe, schau­feln Schnee­bret­ter mit der Schip­pe bei­sei­te, que­ren Bäche und klei­ne Flüs­se, nut­zen Unter­set­zung und Sper­ren immer wie­der und brau­chen für die 100 Kilo­me­ter Berg­land gute 6 Stun­den. Wir sind auf wei­te Stre­cken die ers­ten, die die­se Stre­cke nach die­sem Win­ter que­ren und wer­den belohnt mit unver­gess­li­chen Aus­bli­cken und Ein­sam­kei­ten. Immer wie­der sehen wir durch den Krieg ver­las­se­nen Dör­fer, man­che zag­haft wie­der­be­sie­delt ande­re kaum noch zu erken­nen. Der ers­te Mili­tär­pos­ten kurz vor Van ist baff – aus die­ser Rich­tung hat man Tou­ris­ten defi­ni­tiv nicht erwar­tet. Noch eine Nacht schla­fen wir unter­halb der Burg von Cavus­te­pe und tref­fen noch ein­mal für ein paar Stun­den auf Ufuk und Yakut. Hier ler­nen wir auch, dass wir mitt­ler­wei­le auf ziem­lich vie­len Nach­rich­ten­ka­nä­len in der Tür­kei zu sehen sind. Der Abschied von den bei­den wird dies­mal sicher­lich für län­ger und Tosi ist sehr trau­rig, hat sie doch bei­de sehr ins Herz geschlos­sen. Wir mer­ken, dass die immer wie­der­keh­ren­den Abschie­de nicht leicht für sie sind und immer wie­der sagt sie, wie sehr sie ihre Freun­de und Groß­el­tern vermisst.

  • Blick auf Semdinli
  • Auch das lei­der über­all – Müll­ber­ge in den Tälern
  • Stre­cke durch das Hakkari-Gebirge
  • Immer wie­der – Res­te alter Dörfer
  • Fried­hof im nirgendwo
  • Herz im Schnee
  • Immer wie­der der prü­fen­de Blick – geht es noch weiter?
  • Fer­tig – Schnee­brett abgeschaufelt.
  • Noma­den
  • Wie­der­be­sie­del­te alte Dörfer
  • Beglü­cken­de Einsamkeit

Wir ver­ab­schie­den uns auch vom Van-See, des­sen Ber­ge und Wei­ten uns für meh­re­re Wochen so in sei­nen Bann gezo­gen haben. Im Hin­ter­grund ras­seln die Rei­se­plä­ne in den Foren der Glo­be­trot­ter-com­mu­ni­ty… Geor­gi­en macht auf, Iran wohl etwas spä­ter… Wir fah­ren also wie­der nord­wärts, que­ren rie­si­ge Lava­fel­der am aktivs­ten Vul­kan der Tür­kei – dem Ten­du­rek Dagi und machen aus­führ­li­chen Live-Geo­gra­phie­un­ter­richt. Beim Ver­such näher an die Schwe­fel­quel­len zu kom­men, lan­den wir in einem der vie­len Mili­tär­pos­ten, kom­men zwar nicht wei­ter weil Sperr­ge­biet, trin­ken aber dafür Tee und Essen Kuchen mit 7 Sol­da­ten und ihrem Kom­man­dan­ten. Nur eins der vie­len Bei­spie­le, wie zuvor­kom­mend und auf­rich­tig das Mili­tär und auch die Poli­zei gegen­über uns bis­her ist. Dann end­lich, hin­ter einer Kur­ve, ragt er auf – der Sehn­suchts­berg Ara­rat. Gigan­tisch und mit der Hut­spit­ze in den Wol­ken, wie aus einer ande­ren Welt gefal­len. Dies­mal sehen wir ihn von Süden, vor 5 Jah­ren war es von Nor­den, aus Arme­ni­en. Geor­gi­en rückt immer näher. Dann geht es hin­auf zum Ishak-Pasa Palast und haben Stell­platz auf dem berühm­ten Murat-Cam­ping bezo­gen. Einst, vor Coro­na-Zei­ten, gaben sich hier die Welt­rei­sen­den auf dem Weg zwi­schen Ost und West die Klin­ke in die Hand. Wir bli­cken aus dem einen Fens­ter auf den wun­der­schö­nen ori­en­ta­li­schen Palast und aus dem ande­ren in die gro­ße Ebe­ne von Dogu­bey­a­zit mit den sie flan­kie­ren­den rie­si­gen Vul­ka­nen. Traum­haft! Und so errei­chen wir einen wei­te­ren Höhe­punkt der Rei­se, weit vor­aus­ge­träumt, neben dem Nem­rut Dagi, Van-See nun end­lich den Ara­rat auf der Fern­rou­te in das alte Persien.

  • Abschied vom Van See
  • Lava­fel­der des Ten­dü­rek Vulkans
  • Zu Besuch beim Militärposten
  • Häu­ser aus Lavabrocken
  • Ishak Pasa Palast
  • Ziel erreicht
  • ARARAT

Zum Ende ein paar Wor­te von Tizia­no Terziani:

„Jeder Ort ist eine Fund­gru­be. Man muß sich nur trei­ben las­sen. Sich Zeit neh­men, im Tee­haus sit­zend die Leu­te beob­ach­ten, sich in einen Win­kel des Mark­tes stel­len, zum Fri­seur gehen und dem Faden eines Knäuls fol­gen, der mit einem Wort, einer Begeg­nung anfan­gen kann, mit dem Freund eines Freun­des von jeman­den, den man so eben ken­nen­ge­lernt hat – und schon wird der fades­te, unschein­bars­te Ort der zu einem Spie­gel der Welt, zu einem Fens­ter, das sich auf das Leben öff­net, zur Büh­ne der Mensch­heit, vor der man end­gül­tig ver­wei­len möch­te.
Die­se Fund­gru­be befin­det sich immer genau da , wo man gera­de ist: Man muß nur graben!“

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Kommentare (2)

  • Ewa Kosińska 5. Juni 2021 at 22:46 Antworten

    Fan­tasty­cz­ny opis Was­zej rod­zin­nej podróży! Czy­tałam z zapar­tym tchem. Życ­zę szero­kiej drogi

  • Kirstin aus Hangelsberg 5. Juni 2021 at 7:37 Antworten

    Sehr schön!! Kaum zu glau­ben ihr seid so lan­ge schon unter­wegs. Ihr habt soviel erlebt. Bin voll nei­disch (aber nicht auf das wäsche­wa­schen!! Dein Stone hen­ge Kom­men­tar hat mich zum Lachen gebracht!! Ganz lie­be Grü­ße an euch alle vor allem Tosi !!!

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