Zu unseren Füßen branden die Wellen des türkisblauen indischen Ozeans. Das Wasser glitzert, Delfine und sogar ein paar Haie gleiten vorbei und der weisse Sand der „hidden beach“ bei Shaat blendet in den Augen. Wir haben ein menschenleeres Paradies und den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Mit dem Oman wird für uns der Traum von 1001 Nacht endgültig war, ein Traum, den jeder von uns für sich und mit seinen eigenen Bildern geträumt hat. Das wir am Ende doch noch so weit kommen war lange Zeit jedoch alles andere als sicher. Erst kürzlich wurde die Fährverbindung über die Straße von Hormoz wieder in Betrieb genommen. Wir nutzten die Chance und überquerten den Persischen Golf, durchkreuzten die Emirate und folgten der alten Weihrauchstraße bis in den Dhofar, dem südlichsten Zipfel des Omans. Hier, an der Grenze zum Jemen und im Norden begrenzt vom „leeren Viertel“ – der Rub al-Khali, der größten Sandwüste der Welt, heisst es für uns nun umkehren. Die Organisation für die Heimkehr läuft an und die Zeit scheint nicht mehr träge und losgelöst dahinfließen zu wollen wie bisher. Noch aber ignorieren wir den fern pochenden Taktschlag des Alltags, der sich langsam aber sicher wieder aufdrücken möchte. Ein komisches Gefühl. Sind wir doch geographisch gesehen am weitesten entfernt von der Heimat, aber in Gedanken bereits schon fast vor der Haustür. Was erwartet uns in der Heimat? Haben sich Freunde und Familie sehr verändert, oder wir eher uns? Auf welcher Seite der Zeitdilatation stehen wir? Denken wir an die ersten Abenteuer unserer Reise zurück, so scheint unser Aufbruch fünf Jahre her zu sein… Aber ich schweife ab. Kehren wir doch lieber erstmal zurück auf die Insel Queshm, an die Südküste des Irans.
Denn diese wunderschöne Insel lässt uns noch immer nicht los. Mit unseren neugewonnenen Reisefreunden Erika, Chris und Levin besteigen wir „the roof of Queshm“, ein Hochplateau mit alten Siedlungsresten und traumhaften Ausblicken in alle Himmelsrichtungen. Wir bewundern alte verzierte Tonscherben und Fossilien, die Kinder kuscheln mit Kamelen und bekommen deren frische Milch vom Hirten geschenkt und am Abend gibt es mal wieder Senfeier und Kinoabend – diesmal mit Louis de Funès „Oscar“. Wir haben Tränen gelacht… An unserem letzten Morgen auf der Insel werden wir geweckt von den Rufen ambitionierter Sportler. Direkt vor unserer Tür, mitten im Skulpturental, verläuft der Track des alljährlich stattfindenden Iranweit bekannten Inselmarathons. Am Vorabend keine Spur davon. Wir jedenfalls sind beeindruckt. Es laufen Jung und Alt, Kinder und Ziegen (echt!) und dass bei Temperaturen schon am Morgen um die 35°C, bergauf und bergab. Da scheint zumindest der Berlinmarathon ein Spaziergang dagegen.
Nach herzlichen Abschieden geht es für uns zurück nach Bandar Abbas. Einiges an Orga steht an – so verlängern wir unser Visa und unsere Autoversicherung, was alles keine Selbstläufer sind. Am Abend treffen wir uns mit einer anderen deutschen Reisefamilie – Arne, Peti & Kids, mit denen wir bereits online in Kontakt waren. Sie werden bereits am darauffolgenden Morgen in die Emirate verschiffen, wir aber drehen noch eine extra-Runde über Shiraz. Der Weg dorthin führt durch weitläufige Hügel- und Berglandschaften mit relativ wenig Abwechslung. Erst am Maharlu See kurz vor Shiraz wird es wieder aufregend. Hier treffen wir auf Hagen, Susi & Kids, die mit einem IFA L60 unterwegs sind. Tosi freundet sich sofort mit dem gleichaltrigen Arttu an und gemeinsam räubern sie durch den Matsch des Salzsees. Auch hier tauschen wir spannende Geschichten über das Leben vor und während der Reise, sowie Ideen für das Danach aus.
Shiraz, eine Großstadt mit viel Geschichte, durchstöbern wir zwei Tage lang. Auf dem Programm standen der sehr schön restaurierte Vaikil Hamam nebst Moschee, der bunte Basar, der große unendlich verspiegelte Schah Tscheragh Schrein, sowie für uns das Highlight – die Nasir al Mulk Moschee. Diese wirkt sehr klein und bescheiden, bietet jedoch im Inneren ein einzigartiges buntes Lichtschauspiel, hervorgerufen durch unzählige Bleiglasfenster und feinsten handbemalten farbigen Fliesen an den Wänden. Krönender Abschluss dieses orientalischen Spaziergangs dann am Abend der Bagh‑e Naranjestan Palast nebst Park. In verschwenderischer Fülle auch hier schönste Fliesenkunst, filigranste Holzarbeiten, Intarsien, Spiegelzimmer, farbige Bleiglasholzfenster und Maurerkunst. Übersättigt mit Eindrücken und müde vom kilometerlangen Stadtspaziergang fallen wir spät ins Bett. Am nächsten Morgen auch hier mal wieder ein schon bekanntes Muster. Großstadt, Hitze, Fahrstress drücken die Stimmung in die falsche Richtung. So entscheiden wir uns für eine kurze Trennung als Abkühlung. Madzik fährt zum Basar und ich gehe mit den Kindern ins liebevoll gestaltete Naturkundemuseum. Am Abend dann lassen wir die Stadt hinter uns und „fliehen“ nach Persepolis, die Gemüter schon fast wieder auf Normaltemperatur…
Persepolis, Prunkstadt des ehemaligen Perserreiches, hat uns alle schwer beeindruckt. Zwar lassen die Ruinen nur wenig von der einstigen Pracht erahnen, aber Dank einer modernen VR-Brille die man sich ausleihen konnte, wurde die alte Stadt in seiner einstigen Schönheit wieder zum Leben erweckt. Das war besonders für die Kinder ein wichtiger Aha-Effekt, ist doch bei derartigen Ruinenstädten immer einiges an Fantasie gefragt. So krochen wir auch in die letzten staubigen Ecken, lernten, dass hier damals selbst Delegationen mit Geschenken aus der Region des heutigen Bulgarien empfangen wurden und Kyros II. ein recht kluger und diplomatischer Herrscher war.
Nach Shiraz und Persepolis ging es zurück in Richtung Meer. Auf dem Weg erwandern wir die alte Festung Dokhtar, passieren die Ruinenstadt Gor und finden einen ruhigen Stellplatz oberhalb eines Canyons inmitten der zerklüfteten, von Nomaden besiedelten Bergwelt südlich von Firuzabad. Hier legen wir eine Pause ein, denn ein Haushaltstag ist dringend notwendig. So wird Fred gründlich geputzt und ein großer Haufen Bettwäsche in der Tonne gewaschen. Derweil erledigt Leo eine Diktatwerkstatt für die Schule und Tosi baut eine eigene kleine Festung aus Lehmpampe. Am späten Nachmittag machen wir eine Wanderung tief in den Canyon hinein, wo wir kleine Thermalquellen entdecken und die Kletterkunst der Bergziegen bestaunen. Auch bei der benachbarten Nomadenfamilie schauen wir vorbei und helfen dem Familienoberhaupt, seine Magenverstimmung mit etwas türkischem Fichtennadelschnaps zu lindern.
Je näher wir der Küste kommen, desto bizarrer und wilder muten die Bergketten und Täler an. Immer deutlicher kommen hier die gigantischen gestalterischen Kräfte der Plattentektonik zum Ausdruck. Wild scheinen die Schichten durcheinandergeworfen zu sein, gefaltet, gebogen, gebrochen und abgekippt. Für Tosi aber ist es einfach nur der Feuerriese, der hier verrückt gespielt hat, weil er so wütend war. Auch die antike Hafenstadt Bandar Siraf, ein ehemals wichtiges Handelszentrum an der Seidenstrasse, hat der Feuerriese einst besucht und sie mit einem kräftigen Erdbeben vernichtet. Dennoch finden wir, dass sie immer noch ein Besuch wert ist. Insbesondere die alte Nekropole, eingeschürft in eine schräge Bergflanke, mit ihren dutzenden von bis zu 80m tiefen ungesicherten gruseligen Brunnenschächten. Der nächste Küstenabschnitt in Richtung Bandar Abbas ist geprägt von Irans Petrochemie. Hier münden die Gas- und Ölpipelines aus den Inlandsfeldern direkt in die Rafinerien ans Meer, von wo aus die Verschiffung erfolgt. Die Ausmaße sind derart gigantisch, dass die Verlockung des Westens hier etwas mitbestimmen und abzwacken zu wollen, zumindest erklärbar erscheinen. Wir aber lassen diesen Moloch so schnell es geht hinter uns. Denn die Hitzewellen, die einen von den unzähligen nur wenige Dekameter entfernten Abfackeltürmen entgegenschlagen, machen die schwülen 40°C Außentemperaturen nicht gerade erträglicher. Hinter der Stadt Parsian aber wandelt sich das Bild der Küste schlagartig. Geologie und Morphologie ähneln verblüffend denen der Insel Queshm. Nicht umsonst wird dieser Küstenabschnitt auch die Iranische Rivera genannt. Ganz in der Nähe von Bandar‑e Mogham finden wir ein schönes kleines Plateau oberhalb des Meeres, bei dessen Anfahrt wir uns jedoch das erste Mal auf der Reise so richtig amtlich im Sand festfahren. Das Prozedere aber ist klar und nach Luft ablassen, Freibuddeln, Bretter unterlegen, Teamwork, Achssperren und Vollgas ist Fred bald wieder frei und wir werden mit einem grandiosen Sonnenuntergang belohnt. Den Abend genießen wir mit Muscheln sammeln und einem schönen Reisevideo von Igel und Paola, dass gerade frisch eingetroffen ist und in dem u.a. auch Fred verewigt ist. Wer Lust hat, gerne anschauen – ein toller Kanal!
Wir bleiben einige Zeit am Meer, Leo schreibt mit Madzik seinen neuen Blog, Tosias Bilderwerkstatt produziert ein Gemälde nach dem anderen und wir lassen Ebbe, Flut und die Zeit dahinfliessen, und versuchen etwas von der unerschütterlichen Langsamkeit der vorbeiziehenden Meeresschildkröten in uns aufzunehmen.
Es ist gut, dass wir nochmal Luft geholt haben! Denn die kommende Woche der Verschiffung in die Emirate brauchte viel Geduld, Nerven und Ruhe. Unser erster Versuch in Bandar Lengeh scheiterte, weil gerade Wochenende war und keiner ein klare Aussage, noch klare Preise nennen konnte. Zum Glück aber hatten wir genug Hinweise und Anlaufpunkte von anderen Reisenden bekommen, so dass wir nach Bandar Abbas weiterfuhren. Hier bekamen wir dann in mehreren Tagen alles nötige zusammenorganisiert – von Personenfähre, Autofähre für Fred über Hotels, Ausfuhr und Großeinkauf. Leider müssen nach wie vor Passagiere und Fahrzeug getrennt verschifft werden, was ein doppelter Aufwand und viel Rennerei ist. Die Abende sind mit 30°C und 95% r.L. extrem schwül und man kann nur wenig verschnaufen. Die Kinder ziehen sehr gut mit, trotz Hitze, gestresster Eltern, häufigem langen Warten in irgendwelchen Büros, wenig Essen und vielen Terminen. Dazu sind wir in einer Großstadt und immer und immer wieder wird man angesprochen und beantwortet die gleichen Fragen, macht bereitwillig Selfies – stets freundlich. Dennoch fühlen wir uns mehr denn je wie Zoo-Tiere und so hilft das innere Kribbeln, die innere Vorfreude auf das Neue was da hinter dem Horizont auf uns wartet. Der Tag der Verschiffung von Fred wäre ein eigenes Kapitel wert. Zum Glück haben wir uns mit Florian und Sarah aus der Schweiz zusammengetan, denn geteilter Frust ist halber Frust. Kurzum betraten wir früh um 9 Uhr den Hafen und erst abends um 23 Uhr waren die Autos sicher auf der Fähre. Dazwischen unzählige Rennereien, Verhandlungen und harte Diskussionen, bis wir schließlich doch einen „Agenten“ beauftragen mussten, uns durch das Hafenprozedere zu führen. Die Strukturen vor Ort sind leider extrem korrupt. Am nächsten Morgen (nachts gab es noch ein kleines Erdbeben – 4,5) fuhren wir dann mit der Katamaran-Schnellfähre hinterher. Auch das kein Selbstläufer. Zwar braucht die Fähre nur sechs Stunden, alles in allem aber waren wir 18 Stunden auf den Beinen. Umso schöner aber die Fahrt in den Sonnenuntergang über die Straße von Hormoz und die Nacht im klimatisierten Hotel in Sharjah/Dubai.
Am nächsten Vormittag, während Madzik und die Kinder den Hotelpool geniessen, lösen Florian und ich die Fahrzeuge im Hafen von Sharjah aus. Ein gutes Gefühl, dass Fred wohlbehalten seine ersten Kilometer auf der arabischen Halbinsel rollt. In den kommenden Tagen geben wir uns erstmal so richtig dem Kulturschock hin. Dank Fred können wir in dieser teuren Glitzerwelt nahezu überall unbekümmert stehen, wo sonst hunderte von Euro für ein Hotelzimmer fällig werden. Durch einen Tipp von Arne und Peti, finden wir sogar einen Stellplatz keine fünf Minuten entfernt vom Burj Khalifa, dem höchsten Wolkenkratzer der Welt und mitten im Zentrum Dubais. Hier kochen wir genüsslich eine Bolognese im Auto und machen uns dann auf den Weg der Superlative. Super riesen Wolkenkratzer, super Lasershow, super Wasserfontänenshow, super Opernhaus, überall Lambos und Ferraries, alles super sauber, größte Super-Mall, usw. Und so geht es in den nächsten Tagen weiter. Wir schauen uns die Palmeninsel Jumeirah an, noch mehr Wolkenkratzer, Riesenyachten, gigantische Villen und Paläste. Die Wohnmobile sind hier so groß wie ein deutsches Reihenhaus und dank der generatorbetriebenen Klimaanlagen klingen die Camper-Strände nachts wie eine hundert Meter entfernte Autobahn. Wir fahren die Küste entlang bis nach Abu Dhabi. Mall reit sich an Mall und Konsum scheint oberstes Gebot. Bescheidenheit wurde abgeschafft und mit ihr wohl auch der Frohsinn, den wir so sehr im Iran genossen haben. Schaut man genauer hin, erkennt man schnell wie dieser immense ölfinanzierte Dienstleistungswahnsinn überhaupt möglich ist. Nämlich der Anteil „echter“ Emirati (sprich Einwohner) an der Gesamtbevölkerung beträgt gerade einmal gute 10%. 90% sind Ausländer, die zumeist auf Lohnniveau ihres Herkunftslandes Motor und Rückgrat dieser Wüstenutopie sind.
Unter all diesen Highlights soll eines der wichtigsten jedoch nicht vergessen werden – nämlich das erste echte Bier nach 3 Monaten. Welch ein Genuss! Bei den Preisen jedoch, wird es ein Seltener bleiben… Für Leo den Autofan gibt es natürlich noch mehr Highlights, obschon er schnell müde wurde von der Fülle an Luxus- und Sportwagen. So besuchten wir nahezu alle Automuseen der Emirate. Und da ist wirklich alles dabei, was es weltweit so an Kuriositäten gibt. Tosis Highlight war ihre Verwandlung in ein kleines Vampirchen, denn die zwei oberen Schneidezähne verabschiedeten sich unfallfrei und natürlich kam da auch die Zahnfee vorbei.
Zwischenzeitlich erreicht auch unser Freund Dean mit seiner Frau Nastia und Tochter Zoya nach vielen Anläufen und Plänen von Iran aus die Emirate. Gemeinsam holten wir ihn und seine Familie ab, lösten seinen Landrover im Hafen ein und machten uns gleich gemeinsam für zwei Tage auf die Expo 2020 (wegen Corona verschoben auf 2022) in Dubai. Da sie kurz vor dem Abschluss war, wurden die Tickets sogar fast verschenkt (Tagesticket vorher mind. 85€). Hier tauchen wir ein in eine multimedial heile Wunschwelt, die gerade zumindest überhaupt nicht so recht in die echte Welt aus Krieg, Finanzkrise, Corona-Problemen, Grenzschliessungen usw. passen will. Alles ist und muss auf irgendeine Weise „smart“, „intelligent“, „sustainable“, „innovative“ sein, überall irgendwelche „hubs“, als wären wir mit dem Faustkeil gerade erst aus der Höhle gekrochen. Dazu ein unglaublicher Sicherheitsaufwand á la Totalüberwachung mit Drohnen, Kameras, Zivilpolizei, Scans etc. Für die Kinder aber ist es dennoch spannend und aufregend. So tingeln wir von Länderpavillon zu Länderpavillon, wobei am Ende unsere Favoriten Eswatini, Japan, Russland und Saudi-Arabien sein werden. Nach Deutschland sind wir nicht reingekommen, zu groß der Andrang mit mehreren Stunden Wartezeit. Am Ende sind wir echt müde von zu vielen Menschen, Multimedia und Dauerbeschallung. Umso entspannter die kleine spontane Geburtstagsfeier für Zoya am Sufouh Strand mit selbstgebackenem Kuchen und Kinobesuch.
Nach 12 Tagen Emiraten ist es Zeit weiterzuziehen. Gemeinsam mit Dean und Zoya fahren wir Richtung omanische Grenze, übernachten auf dem Weg an einer Wüsten-Geisterstadt und in der Hatta Oase. Die Ruhe tut gut und so überqueren wir am 22. März guten Muts die Grenze in den Oman. Aber auch hier natürlich nicht einfach so… Der Landrover, Dean und Zoyas Reisezuhause, darf nicht in den Oman weil es ein Rechtslenker ist. Stunden der Diskussion umsonst und so reisen beide nach langem Überlegen erstmal mit ihrem Motorrad weiter. Wenige Tage später werden sie sich für eine Woche ein Jeep mit Dachzelt mieten, um mit uns noch etwas weiterzureisen. Kurz nach dem ermüdenden Grenzübertritt treffen wir beim Einkauf auf Saif. Er ist Omaner und besteht darauf uns noch am gleichen Abend zu sich einzuladen. Das Bauchgefühl stimmt auf Anhieb und so sitzen wir wenig später fürstlich bewirtet in seinem großen Haus und erzählen über Gott und die Welt. Er hat eine große Familie, ist weit gereist und so lernen wir von ihm viel über den Oman und die Beziehungen zwischen Orient und Okzident. Am nächsten Morgen geht es nach einem reichlichen Frühstück und einem herzlichen Abschied weiter Richtung Süden entlang des Indischen Ozeans.
Nächstes Ziel ist die Bergwelt des Hajar, einem Gebirgszug im Norden Omans. Vorab haben wir reichlich Proviant gekauft und für 60 Cent pro Liter Diesel getankt. Schnell wird die Straße zu einer offroad-Piste und über die Grabtürme von Al Ayn erreichen wir schon bald das erste trockene Flusstal mit blauen, natürlichen Wasserpools. Für diese sogenannten Wadis ist der Oman bekannt und noch viele werden wir erkunden. Zunächst aber erklettern wir das Wadi-Dam mit seinen paradiesischen Wasserbecken. Das Eintauchen in das kühle klare Nass ist bei 40°C Luftemperatur und 18% r.L. einfach nur himmlisch. Freudengeqietsche hallt von den Felswänden und auch nach zwei Stunden tauchen, springen und planschen sind die Kinder nur schwer fortzukriegen. Der Rückweg wird lang, denn nur mit Mühe kann man der Abkühlung in den glitzernden Pools wiederstehen…
Unser nächster geographischer Höhepunkt ist der sogenannte Grand-Canyon des Omans – das Wadi Nakher mit seinen über 1000m tiefen, teilweise senkrecht eingeschürften Felswänden. Am Talboden, der teilweise nur 20m breit ist, führt eine offroad-Piste tief hinein in den Canyon und endet an einem kleinen halb verlassenen Dorf. Auf der Hälfte der Strecke lassen wir Fred stehen und fahren die letzten Kilometer mit Deans Jeep. Die Übernachtung in dieser gigantischen Schlucht wird unvergesslich – nicht nur wegen Madziks Eierkuchen, welche die Kinder abends glücklich mampfen. Am nächsten Morgen geht es 1200m hoch hinauf auf das Plateau des Jabal Shams, direkt oberhalb des Nakher Canyons. Fred kämpft zwei Stunden tapfer und wir werden belohnt mit spektakulären Ausblicken in die Bergwelt und die Tiefe des Canyons. Kurz darauf geht es auf die berühmte „balcony tour“ Wanderung, welche direkt am Rand des Canyons auf einem etwas tiefergelegenem Absatz zu einem verlassenen Dörfchen mit landwirtschaftlichen Terrassen, einem kleine Bergsee und Höhle führt – alles wie ein Adlernest über einem gigantischen Abgrund klebend. Pro Richtung sind es zwar nur 4km, aber man braucht höchste Konzentration und ziemliche Schwindelfreiheit. Am Ende aber wird man mit atemberaubenden Ausblicken belohnt und staunt voll Bewunderung über die Menschen die hier einst lebten. Nachdem wir alle heil und zufrieden zum Stellplatz zurückkamen, genossen wir gemeinsam den Sonnenuntergang bei angenehm kühlen Temperaturen mit Schmorkohl, Miriam Makeba und Geschichten aus Südafrika, der Heimat Deans.
Am nächsten Tag ging es wieder steil hinab und in das nur wenige Kilometer entfernte Städtchen Nizwa, dem Zentrum des omanischen Dattelanbaus. Um der Hitze zu entfliehen, besuchten wir die große wunderschön restaurierte Burg und lernten viel über Datteln, ihre Verarbeitung und Verbreitung. Hier hiess es dann aber auch Abschied nehmen von Dean und Zoya, denn ohne ihren Landrover ist es für sie kein richtiges Reisen und auch wartete die andere Hälfte der Familie bereits zu Hause auf Mauritius auf ihre Rückkehr. Besonders zwischen den Kindern ist in der Zeit die wir in der Türkei und später in den Emiraten und dem Oman zusammen verbracht haben, eine feste Freundschaft gewachsen. So flossen nicht wenige Tränen in der Abenddämmerung. Eins aber bleibt gewiss – wir sehen uns früher oder später irgendwo „on the road“ wieder.
Die Einen gehen und die Anderen kommen. Uns so bogen mit dem letzten Tageslicht Christian und Aneta (travelingsundancer) um die Ecke. Aneta ist Erzieherin und so wusste sie recht bald Antonias Tränen zu trocknen, obwohl wir uns gerade das erste Mal sahen. Die beiden waren während Corona über acht Monate im Oman „eingesperrt“ und mussten dann ihren LKW hierlassen und nach Hause fliegen. Nun waren sie knapp zwei Jahre später wieder zurückgekehrt, um innerhalb von zwei Monaten den LKW heimzubringen. Entsprechend gut kennen sie den Oman und hielten viele tolle Tipps und Reisegeschichten bereit.
Nizwa liegt in einer Ebene auf ca. 800m Höhe und ist mit ca. 40°C bereits entsprechend heiss. So ging es wieder nordwärts hinauf auf 2000m, auf einen Höhenrücken namens Sharaf al-Alamayn des Jabal Shams Massivs. Hier ist es nicht nur 15°C kühler, sondern man hat auch einen fantastischen Weitblick auf die schroffen Bergketten und in die tiefen Schluchten und Wadis rundum. Es gibt wohl kaum ein schöneres Aufwachen mit solch einem Traumblick – es sei denn, man hat Geburtstag. Und genau das hat Madzik. So gibt es auch bald kleine selbstgebastelte Geschenke, einen Erdbeerkäsekuchen, eine dicke Portion Liebe und eine kleine Geburtstagswanderung entlang der steil abfallenden Klippen.
Und weiter geht es, steil abwärts, hinein in die innere Bergwelt mit seinen Wadis, Canyons und Bergdörfchen. Wir fahren die 1200 Höhenmeter im 1. Gang mit Untersetzung und Längssperre im Krichtempo, denn die schmale staubige Piste mit ihrer teilweise hunderte Meter abfallenden Flanke und engsten Serpentinen ist alles andere als eine Spazierfahrt – wohl eher eine der brisantesten Offroadstrecken unserer Reise. Aber auch dieses Stück meistern wir unbeschadet, passieren pittoreske Bergdörfer wie Hatt und Bilad Sayt und schlagen am Eingang des Snake Canyons unser Nachtlager auf. Mitten in dieser wilden Bergwelt gibt es die letzten Süßkartoffeln von Saif´s Farm auf dem Feuer und den passenden Kinofilm „Ruf der Wildnis“ für die Kinder. Die nächsten Tage durchkreuzen wir viele wunderschöne Täler, erwandern den little Snake Canyon mit Badepause in einem kühlen Pool, erkunden den Wadi Kharous bis Al Alia und klettern bei As Suwayb in einer Schlucht entlang eines alten Bewässerungskanals (Falaj). Dieser führt hinauf bis zu einem Wasserfall in einer Höhle und die Kletterei auf dem schmalen Falaj macht den Kindern riesen Spaß. In Al-Awabi essen wir dann nochmal ordentlich Burger, denn am darauffolgenden Tag wird der Ramadan beginnend. Dennoch wird es zunehmend heisser und jede Wanderung wird zu einem Kraftakt. So entscheiden wir uns die Berge zu verlassen und Richtung Muscat, der Hauptstadt zu fahren. Auf dem Weg übernachten wir im Wadi Al-Abyad, welches mit Palmen und Pools schön anmutet, doch auch hier keine Lüftchen, stehende Hitze und Waschtag einer Omi aus dem Dorf, so dass kein Baden möglich ist. In Nakhtal stoppen wir nur kurz und die Kinder baden in den berühmten warmen(!) Quellen. Mittlerweile aber brennt nur noch ein Focus in unseren Köpfen – Klimaanlage.
Und so geht es zügig nach Muscat, Wäsche abgeben und auf direktem Weg eintauchen in die schöne Welt der Hauptstadtmall. Wir werden empfangen von angenehmen luftentfeuchteten 20°C. Es ist Ramadan und entsprechend menschenleer sind die Hallen. Alles läuft gefühlt nur halb so schnell, man wird umwabbert von Weihrauchessenzen und es laufen non-stop mystisch meditative arabische Gesänge aus den Lautsprechern. So schlürfen wir ganz eingelullt zwei Stunden lang durch diesen heiligen Konsumtempel und wollen am Ende nur schwer aus diesem hypnotischen orientalischen Traum erwachen. Entsprechend dieses Musters strukturieren wir auch die nächsten Tage in Muscat. In der größten Mittagshitze gehen wir entweder in ein Museum oder in einen der riesigen Hypermarchés einkaufen. Über Nacht stehen wir direkt am Meer wo immerhin ein laues Lüftchen weht und so lässt es sich einigermaßen aushalten. An Museen stehen das Naturkundemuseum mit seinem riesigen Walskelet auf dem Programm, das Wissenschafts- und Erdölmuseum sowie das Nationalmuseum. Im Erdölmuseum lernen die Kinder alles über die Entstehung, Exploration, Förderung und Verarbeitung von Erdöl. Didaktisch sehr klug gleich nebenan, dass Wissenschafts‑, und Experimentierzentrum zu alternativer Energiegewinnung für das Zeitalter nach dem Erdöl. Denn, so lernt man hier ganz eindeutig, der peak-oel ist zumindest auf der arabischen Halbinsel schon vorbei!
Von unserem Stellplatz gegenüber dem alten Stadtzentrum und Hafen von Muscat haben wir mal wieder einen sehr schönen Panoramablick. Während des Ramadan scheint überall die Zeit stehengeblieben zu sein – zumindest bis Sonnenuntergang, nur unterbrochen von den ruhigen Gebetsgesängen des Muezzins. Und so gleitet auch unser Blick ruhig über den Hafen. Ein Öltanker dümpelt ruhig in den Wellen, die Yacht des Sultans, welche schon eher ein kleines Kreuzfahrtschiff ist, liegt scheinbar ungenutzt vor Anker – und dann – steht sie da, am Kai verzurrt – die AIDA BELLA. Auf einmal purzeln hunderte deutscher Touristen in die kleine Altstadt und in den Markt. Blass, bewaffnet mit Gürteltasche, Schnabelmaske und mit meist angestrengtem Blick, schieben sie sich an den fröhlich aufdringlichen Händlern vorbei. So rauschen sie in wenigen Stunden Landgang durch dieses Stückchen orientalische Kultur, von der wohl nicht viel mehr als ein Hauch des mystischen Weihrauchs hängen bleibt. Wir staunen, erleiden einen kleinen Kulturschock in der Ferne und fühlen uns so weit weg von der Heimat wie seit langem nicht mehr. Wir möchten nicht urteilen oder verurteilen. Doch ist die Diskrepanz zwischen dem Erleben dieser Kulturen für uns so groß, dass wir uns nur schwer darin wiederfinden können. Und wieder die Frage der zeitlich und kulturellen Zeitdilatation… Jedenfalls ziehen wir uns schnell zurück und schauen uns das Spektakel lieber aus der Ferne an. Als dann aber die abendlichen Gebetsgesänge des Muezzins zum Fastenbrechen plötzlich vom lauten „Lambada“, begleitet von buntem Diskolicht, vom Deck der AIDA her übertönt wird, fallen wir endgültig ins Essen.
So haben wir schnell genug von der Großstadt. Es zieht uns wieder hinaus, auf staubige offroad-Strecken und in die Wadis mit ihren blauen Pools. Uns so bringt uns Fred tapfer bis ans Ende des Wadi-Arabiyin und zu einem Stellplatz direkt oberhalb eines wundervoll klaren, blauen Pools umgeben von schroffen Bergen und Dattelpalmgärten. So lässt sich die Hitze ertragen. Hier machen wir auch eine der schönsten Wadi-Wanderungen, bei der wir durch mehrere Pools schwimmen und über dicke Felsblöcke klettern müssen. Die Kinder haben dabei riesen Spaß – besonders bei den Sprüngen aus mehreren Metern Höhe ins blaue Nass.
Entlang der Küste, vorbei am Städtche Sur, geht es weiter um die Gebirgsketten herum und an der Wüste Wahiba entlang in das Wadi Bani Khalid. Hier treffen wir wieder auf Arne, Peti & Kids. Gemeinsam verbringen wir ein paar Tage in den Wadis, baden, wandern, erzählen, tauschen Pläne, Tipps und Ideen aus. Im Wadi-Hawar klettern die Kinder um die Wette und Leo und ich stellen unseren Klippensprungrekord mit gut 8m Höhe auf. Zum Abschluss machen wir noch einen gemeinsamen Ausflug in die Wahiba-Sands, einer Bilderbuchwüste mit beschhaulichen Ausmaßen, weshalb sie auch besonders gut zu erforschen ist. Aus diesem Grund gilt sie auch als die wissenschaftlich am besten untersuchte Wüste weltweit. Dies aber schützt nicht davor, dass man sich in ihr trotzdem festfahren kann. Und das ist uns ordentlich mit Fred passiert. Denn er ist zwar ein tapferer Offroad-Genosse, aber für den Wüstensand fehlen ihm einfach ein paar PS. Dank Arne und seinem Wüstenschiff wurden wir jedoch zügig wieder freigezogen und konnten wenig später gemeinsam eine wundervolle Wüstennacht genießen.
Alsbald trennten sich unsere Wege wieder. Arne & Co. zogen weiter gen Norden und wir in Richtung Süden nach Salalah, wo uns in knapp 1000km Entfernung eine andere, mildere Klimazone erwarten sollte. Diese brauchten wir dringend, denn selbst das Wasser im 200 Liter Tank hat bereits eine Temperatur von 35°C. Öffnet man zudem nachts ein Staufach, so kommen einem noch mollig heisse Kleidungsstücke entgegen. Wir hangeln uns also entlang der Küste, besuchen die sugar-dunes direkt am Meer, palmenbestandene Lagunen mit Falmingos, Kamelen und Walfischknochen und Leo macht auf Fred Fahrschule. Große Abschnitte sind jedoch einfach nur von monotonen weiten, staubigen Ebenen geprägt. So versuchen wir Strecke zu machen, was bei kräftigem Gegenwind und einer daraus resultierenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 70km/h nicht immer leicht ist. Schaffen wir 300km pro Tag, so freuen wir uns. Nach Tagen der Fahrererei ist dann der schroffe Abbruch zur Küste hinunter bei Shuwaimiyah und das benachbarte gleichnamige Wadi mit Wasserfall und Pool, die erste große Abwechslung. Ganz in der Nähe treffen wir auch auf Dirk und Gabi Poetzsch, einem altgedienten Globetrotterpäarchen aus Deutschland, dass uns Kraft für die Rückkehr aber auch Mut für einen neuen, weiteren Aufbruch gibt.
Dann, ab Shuwaimiyah, geht es los. Die Monotonie hat ein Ende und die Ausläufer des Dhofar Gebirges stossen hier wild und spektakulär auf den Indischen Ozean. Die Küstenstraße schraubt sich hoch und runter, gigantische Schichtpakete sind geologisch aufgeschlossen und ein traumhafter Aussichtspunkt auf das türkisblaue Meer reit sich an den anderen. Wir wandern durch die Lagune Suneik bis zum Ozean, bewundern einen mehrere hundert Meter hohen Wasserfall und beziehen Quartier in einer Bucht in der Nähe von Hasik. Diesen wertvollen Tipp haben wir von Chris und Aneta bekommen, denn hier schauen wohl immer wieder Delfine vorbei. Tosi ist schon früh bei Sonnenaufgang wach, wandert allein am Strand und hat sich wohl heimlich mit ihnen verabredet. Denn um 10 Uhr sind sie da. Mindestens zehn Stück, direkt vor unserer „Tür“. Wir ziehen die Tauchmasken an und schwimmen vorsichtig raus und warten. Dann kommen sie angeschwommen, direkt vor, neben und unter uns. Es dauert vielleicht 2 – 3 Minuten. Sie schauen uns an, drehen sich unter Wasser auf die Seite und als ihre Neugierde befriedigt ist, schwimmen sie langsam davon. Für alle ein unvergessliches Erlebnis. Unvergesslich leider auch der viele angespülte Müll am Strand und im Wasser. Leo begleitet später noch eine große Schildkröte hinaus aufs Meer, die sich gerade noch von einer Plastetüte befreien konnte und einen dicken Angelhaken in der Schulter hatte. Für die Kinder ist und bleibt diese immense Umweltverschmutzung in vielfacher Form, die sie auf der Reise bisher erlebt haben, absolut unverständlich. Eine Antwort haben wir als Eltern nicht, sind hingegen beschämt über dieses unfaire Generationenerbe.
Mittlerweile ist es Ostern geworden – und das feiern wir natürlich auch. Mit Ostereier bemalen, Osterbrot und Kuchen. Irgendwie hat es sogar der Osterhase bis hierhergeschafft und so einige leckere und praktische Sachen zwischen den Uferfelsen versteckt. Zum Glück ist es nun endlich auch um einige Grad kühler geworden im Vergleich zum Norden. Der Preis dafür aber ist eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit von über 95% r.L. Das heisst kleben. Aber nicht nur wir, sondern auch Schränke, Türen, Bettlaken, Lenkrad usw. Aber daran kann man sich gewöhnen. Und wenn nicht, fährt man hinauf ins Dhofar Gebirge. Und das machten wir dann auch, nachdem wir nochmal an der eagles bay ordentlich geschnorchelt haben. So kletterten wir kurz hinter Mirbat mit Fred auf knapp 1100m hinauf. Auf dem Weg passierten wir einen kleinen Wald von Baobab Bäumen, die es sonst nur in Afrika gibt. Sie sehen aus wie umgedrehte Flaschen und können sehr alt werden. Durch Zufall treffen wir hier auf ein rumänisches Forscherteam, dass uns ein 1000 Jahre altes Exemplar zeigt. Oben auf dem Jabal Samhan ist es deutlich kühler und trockener, so dass wir seit langem europäisch temperiert, mal wieder frei durchatmen können. Wir bleiben noch etwas in den Bergen, wandern hinab in einen 120m breiten und 200m tiefen Karstschlot (Tawi Atyar) wo es uns auf einer alten, rostigen Plattform mächtig in den Beinen kribbelt und queren auf dem Weg hinab nach Taqah das menschenleere Wadi-Darbat. So verlockend es auch ist, baden ist hier wegen hoher Bilharziose Gefahr nicht empfehlenswert. Kurz vor Taqah nächtigen wir auf dem Museums- und UNESCO Gelände vor den Ruinen der alten sagenumwobenen Stadt Sumhuran – dem antiken Zentrum des Weihrauchhandels.
Nachdem wir Museum und Ruinen ausgiebig erkundet haben, geht es weiter nach Salalah. Schon lange ganz eingenommen von dem mystischen Weihrauch und seiner uralten kulturellen und spirituellen Bedeutung, decken wir uns hier im Zentrum seiner Herkunft ordentlich mit ihm ein. Im offiziellen Museum der Stadt lernen wir noch viel über die Region, die uralten Schifffahrtsrouten und Geschichte des Weihrauchhandels. Und so langsam, ob wir es wollen oder nicht, nähern wir uns dem Umkehrpunkt unserer Reise. So bremsen wir langsam ab, besuchen noch das Grab des Propheten Hiob und die wild fauchenden und spuckenden „blowholes“ an der Küste von Mughsayl. An den wilden Stränden von Fazayah und Shaat trudeln wir dann aber endgültig langsam aus, sind mit ihren weissen Stränden und türkisblauem Wasser wahrlich im Paradies angekommen. Wir sitzen, staunen, baden, tauchen mal ins Meer, mal in den Sternenhimmel. Immer wieder schwimmen Delfine, Regenbogenfische, Schildkröten und auch Haie vorbei. Die Kinder spielen Wellenbrecher, schnorcheln und jammern abends im Bett über den unvermeidlichen knackigen Sonnenbrand. Aber irgendwann bringt auch sie die Wellenmusik in den Schlaf…
Unglaublich schöne Ausblicke bieten sich auf dem Weg zurück von den knapp 700m hohen Klippen auf den indischen Ozean entlang der Küste Richtung Jemen. Doch hier stockt die Traumkulisse, denn nur wenige zehner Kilometer entfernt spielt sich eine der größten humanitären Katastrophen der Welt ab. So tobt im Jemen seit knapp acht Jahren, ein von der Weltöffentlichkeit kaum beachteter brutaler Bürgerkrieg. 400.000 Kinder sind akut vom Hungertot bedroht. Auch hier ist es sträflich und blind, die Kriegsparteien in Gut und Böse einzuteilen. Genausowenig wie es wichtige und weniger wichtige Kriege gibt. Das Leid liegt am Ende bei den Menschen, die am wenigsten den Krieg wollen und etwas für ihn können. Deshalb ist der scheinbar altmodische Pazifismus so grundlegend wichtig, und das Lied der „kleinen weissen Friedenstaube“ das Tosi so gerne hört, aktueller denn je.
Obschon uns nur wenig heimwärts zieht, treten wir nun offizell den Rückweg an. Wehmut liegt in der Luft, als wir uns von der „hidden beach“ verabschieden. Wir müssen Strecke machen, denn in wenigen Tagen endet der Ramadan und die Feiertage beginnen, Botschhaften und Agenturen sind dann geschlossen. Mit Rückenwind und Highwayfieber geht es „rasant“ nordwärts. Leo macht Hausauufgaben auf der Strecke und Tosi spielt hinten, abends gibt es „Spuk von draussen“. In Al-Khaluf verabschieden wir uns von der wilden Küste und auch von einem großen Delfin-Schwarm. Leo macht noch Bekanntschaft mit einer Sand-Viper, als er einen halben Meter neben ihr stehend in den Dünensand pinkelt. In Musacat besorgen wir auf den letzten Drücker unsere Iranvisa und überall spürt man die kribbelnde Vorfreude des Ramadan-Endes in der Luft. Unser letztes Ziel im Oman ist das Gebirgs-Plateau Jabal-Akhdar. Nach einer Polizeistation geht es 1500m hinauf. Durchgelassen wir man nur mit Allrad-Antrieb. Drei Tage verbringen wir auf dem Plateau und machen die für uns schönste Wanderung hier im Oman. Es geht 600m hinab in eine Schlucht, vorbei an verlassenen Feldsteindörfchen hin zu einer Oase mit Dattelpalmen und blauen Pools. Es ist eine andere, vergangene und verzauberte Welt hier unten. Der „lost village hike“ wird uns lange in Erinnerung bleiben – auch wegen der imensen Anstrengung durch Hitze und wenig Wasser auf der Rücktour. Nun geht es weiter nach Nizwa, Datteln einkaufen, noch ein paar alte Lehmsiedlungen und Paläste erkunden und dann, immer näher, Stück für Stück, der alten Heimat kommen.
Mit dem Oman endet nun langsam also unsere Explorationsroute. Ein Land, das besonders für uns Geografen eine wahre Augenweide ist. Aufgrund seiner tektonischen Lage ist es wie ein gigantisches Geologiebuch bzw. wie ein großes Museum der Geologie. Aufgeschobene Schichten zwischen der Eurasischen und Afrika-Arabischen Platte bilden an Land einen riesigen Querschnitt durch sämtliche Erdzeitalter. Das ist weltweit einzigartig! Aber auch die Tierwelt ist exotisch und vielseitig. Besonders die Kamele haben es den Kindern angetan und Leo hat sich zu einem wahren Kamelflüsterer entwickelt. So wird gefüttert, gestreichelt, gekuschelt und eben geflüstert. Aber auch der Quantensprung, den der Oman in den letzten 50 Jahren quasi von einem mittelalterlichen Zustand hin zu einem modernen, hoch entwickelten Land hingelegt hat, beeindruckt uns tief. All dies möglich zum einen durch die reichhaltigen Ölfunde im Land, zum anderen aber auch durch seinen klugen, engagierten und weisen Herrscher Qaboos bin Said, der die unerwarteten Devisen sinnvoll und nachhaltig einsetzte. Unabhängig von all der Ablenkung und Schönheit beschäftigte uns seit einigen Wochen schon intensiv der Rückweg. Lange überlegten wir die Nordroute über Saudi-Arabien, Jordanien und Israel mit Verschiffung nach Zypern oder in die Türkei zu nehmen. Leider machten uns die extrem hohen Verschiffungskosten von Israel einen Strich durch die Rechnung. Außerdem sind wegen Corona noch immer keine Passagiere auf den Schiffen erlaubt. Einige wagten den Weg von Jordanien über Irak, Nordirak in die Türkei. Bestätigten aber die nach wie vor unsichere und gefährliche Lage, so dass es für uns mit den Kindern nicht in Frage kommt. Der kürzeste Weg über Saudi-Arabien, Kuwait, Irak in den Iran funktioniert leider wegen Grenzformalitäten nur in die entgegengesetzte Richtung. Und zu guter Letzt bleiben uns zudem „nur“ noch knapp zehn Wochen, denn wir wollen spätestens Anfang Juli in Polen eintreffen. So wäre es Schade, durch die anderen spannenden Länder der arabischen Halbinsel zu hetzen. Kurzum, die Rückreise wird uns wieder über die Emirate, eine nervenaufreibende Verschiffung in den Iran und weiter in die Türkei führen. So oder so freuen wir uns drauf und wir sind sicher, dass auch, wenn der Weg nun ein Rückweg ist, noch viele spannende und schöne Abenteuer auf der knapp 8000km langen Strecke auf uns warten!
Auf bald!
Kommentare (5)
Mili Podróżnicy, dziękuję za bajecznie ciekawy opis Waszych przeżyć na szlaku i za równie ciekawe zdjęcia! Widzę na nich, jak urosły dzieci, opalily się, wydoroślały.
Jeszcze zostało kilka tysięcy kilometrów. Myślę, że p. Jan napisze jeszcze następną relację. Rozumiem, że powrót podobną drogą przez Turcję. W Iranie są ślady polskie z drugiej wojny świat. Tzn głównie cmentarze. Tamtędy szli do Palestyny z gułagów syberyjskich Polacy, tzw armia Andersa. Celowo piszę tzw, ponieważ szli ludzie wymęczeni, zagłodzeni, obdarci. Szły tez kobiety i dzieci. Dzięki temu Anders uratował wiele ludzi. Jak byliśmy w USA, znajomy Irańczyk opowiadal mi, jak wyglądała ta droga Polaków z Syberii przez mękę. Ten znajomy był naocznym świadkiem. Podobno Irańczycy bardzo naszym pomagali . To taki mój polski wpis. Bardzo bym chciała być w Iranie. I byłabym, gdyby nie pandemia. Może jeszcze zdążę .
Wyprawa powoli zatacza krąg.
No, cóż coś się kończy, ale zaczyna się coś nowego, ekscytującego w inny sposób.
Serdecznie pozdrawiam całą Czwórkę – mama Izy
Hi Jan,
danke Dir, dass Du uns so intensiv mit auf die Reise nimmst.
Für mich wird beim Lesen deutlich, vor welchen Entscheidungen und Herausforderungen Ihr immer steht und wie toll Ihr damit umgeht und eine unvergesslich, tolle, abenteuerliche, entfernte, exotische Reise bis ans Ende der Welt macht.
Wenn Ihr auf dem Rückweg an Bonn vorbeikommt, dann wartet hier auf Euch ein kühles Bier und gemachte Betten. Würde mich sehr freuen.
Ich drücke Euch für die Überfahrt in den Iran alle Daumen.
Der Rest ist dann jja fast ein Kinderspiel für Euch!
Liebe Grüße
Volker
Przeczytałam swój przed chwilą wysłany post i zauważyłam, że komputer przerabia moje wyrazy, np. Napisałam p. Jan, poszło s. Jan. I jest więcej przemian. Mam nadzieję, że się domyślicie:))
Ewa Kosińska
Vielen Dank für den interessanten Bericht und den wunderschönen Bildern.
Es erscheint fast lächerlich zu sagen:
Schöne Grüße von der Nordseeküste.
Wir waren zwei Wochen mit dem Wohnmobil auf Reisen… von der Eifel rauf nach Ostfriesland Ditzum, z.Zt. noch in Bensersiel und müssen bald auch wieder heimwärts reisen.
Aber SCHÖN war es! 😎🙂
Liebe Grüße und eine schöne Heimreise
wünschen euch Marc und Gudrun
Really Magnificent and also Wonderful photographs.
Thank you and have a nice trip.