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11. Mai 202211. Mai 2022

12. Am Umkehrpunkt der Reise

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Zu unse­ren Füßen bran­den die Wel­len des tür­kis­blau­en indi­schen Oze­ans. Das Was­ser glit­zert, Del­fi­ne und sogar ein paar Haie glei­ten vor­bei und der weis­se Sand der „hid­den beach“ bei Shaat blen­det in den Augen. Wir haben ein men­schen­lee­res Para­dies und den süd­lichs­ten Punkt unse­rer Rei­se erreicht. Mit dem Oman wird für uns der Traum von 1001 Nacht end­gül­tig war, ein Traum, den jeder von uns für sich und mit sei­nen eige­nen Bil­dern geträumt hat. Das wir am Ende doch noch so weit kom­men war lan­ge Zeit jedoch alles ande­re als sicher. Erst kürz­lich wur­de die Fähr­ver­bin­dung über die Stra­ße von Hor­moz wie­der in Betrieb genom­men. Wir nutz­ten die Chan­ce und über­quer­ten den Per­si­schen Golf, durch­kreuz­ten die Emi­ra­te und folg­ten der alten Weih­rauch­stra­ße bis in den Dhof­ar, dem süd­lichs­ten Zip­fel des Omans. Hier, an der Gren­ze zum Jemen und im Nor­den begrenzt vom „lee­ren Vier­tel“ – der Rub al-Kha­li, der größ­ten Sand­wüs­te der Welt, heisst es für uns nun umkeh­ren. Die Orga­ni­sa­ti­on für die Heim­kehr läuft an und die Zeit scheint nicht mehr trä­ge und los­ge­löst dahin­flie­ßen zu wol­len wie bis­her. Noch aber igno­rie­ren wir den fern pochen­den Takt­schlag des All­tags, der sich lang­sam aber sicher wie­der auf­drü­cken möch­te. Ein komi­sches Gefühl. Sind wir doch geo­gra­phisch gese­hen am wei­tes­ten ent­fernt von der Hei­mat, aber in Gedan­ken bereits schon fast vor der Haus­tür. Was erwar­tet uns in der Hei­mat? Haben sich Freun­de und Fami­lie sehr ver­än­dert, oder wir eher uns? Auf wel­cher Sei­te der Zeit­di­la­ta­ti­on ste­hen wir? Den­ken wir an die ers­ten Aben­teu­er unse­rer Rei­se zurück, so scheint unser Auf­bruch fünf Jah­re her zu sein… Aber ich schwei­fe ab. Keh­ren wir doch lie­ber erst­mal zurück auf die Insel Queshm, an die Süd­küs­te des Irans.

Denn die­se wun­der­schö­ne Insel lässt uns noch immer nicht los. Mit unse­ren neu­ge­won­ne­nen Rei­se­freun­den Eri­ka, Chris und Levin bestei­gen wir „the roof of Queshm“, ein Hoch­pla­teau mit alten Sied­lungs­res­ten und traum­haf­ten Aus­bli­cken in alle Him­mels­rich­tun­gen. Wir bewun­dern alte ver­zier­te Ton­scher­ben und Fos­si­li­en, die Kin­der kuscheln mit Kame­len und bekom­men deren fri­sche Milch vom Hir­ten geschenkt und am Abend gibt es mal wie­der Senfei­er und Kino­abend – dies­mal mit Lou­is de Funès „Oscar“. Wir haben Trä­nen gelacht… An unse­rem letz­ten Mor­gen auf der Insel wer­den wir geweckt von den Rufen ambi­tio­nier­ter Sport­ler. Direkt vor unse­rer Tür, mit­ten im Skulp­tu­ren­tal, ver­läuft der Track des all­jähr­lich statt­fin­den­den Iran­weit bekann­ten Insel­ma­ra­thons. Am Vor­abend kei­ne Spur davon. Wir jeden­falls sind beein­druckt. Es lau­fen Jung und Alt, Kin­der und Zie­gen (echt!) und dass bei Tem­pe­ra­tu­ren schon am Mor­gen um die 35°C, berg­auf und berg­ab. Da scheint zumin­dest der Ber­lin­ma­ra­thon ein Spa­zier­gang dagegen.

Wüs­ten­ma­ra­thon auf Queshm

Nach herz­li­chen Abschie­den geht es für uns zurück nach Bandar Abbas. Eini­ges an Orga steht an – so ver­län­gern wir unser Visa und unse­re Auto­ver­si­che­rung, was alles kei­ne Selbst­läu­fer sind. Am Abend tref­fen wir uns mit einer ande­ren deut­schen Rei­se­fa­mi­lie – Arne, Peti & Kids, mit denen wir bereits online in Kon­takt waren. Sie wer­den bereits am dar­auf­fol­gen­den Mor­gen in die Emi­ra­te ver­schif­fen, wir aber dre­hen noch eine extra-Run­de über Shiraz. Der Weg dort­hin führt durch weit­läu­fi­ge Hügel- und Berg­land­schaf­ten mit rela­tiv wenig Abwechs­lung. Erst am Mahar­lu See kurz vor Shiraz wird es wie­der auf­re­gend. Hier tref­fen wir auf Hagen, Susi & Kids, die mit einem IFA L60 unter­wegs sind. Tosi freun­det sich sofort mit dem gleich­alt­ri­gen Art­tu an und gemein­sam räu­bern sie durch den Matsch des Salz­sees. Auch hier tau­schen wir span­nen­de Geschich­ten über das Leben vor und wäh­rend der Rei­se, sowie Ideen für das Danach aus.

Klei­ner Bau­ern­hof in den Bergen
Matsch ohne Ende am Mahar­lu Salzsee

Shiraz, eine Groß­stadt mit viel Geschich­te, durch­stö­bern wir zwei Tage lang. Auf dem Pro­gramm stan­den der sehr schön restau­rier­te Vai­kil Hamam nebst Moschee, der bun­te Basar, der gro­ße unend­lich ver­spie­gel­te Schah Tscher­agh Schrein, sowie für uns das High­light – die Nasir al Mulk Moschee. Die­se wirkt sehr klein und beschei­den, bie­tet jedoch im Inne­ren ein ein­zig­ar­ti­ges bun­tes Licht­schau­spiel, her­vor­ge­ru­fen durch unzäh­li­ge Blei­glas­fens­ter und feins­ten hand­be­mal­ten far­bi­gen Flie­sen an den Wän­den. Krö­nen­der Abschluss die­ses ori­en­ta­li­schen Spa­zier­gangs dann am Abend der Bagh‑e Naran­je­s­tan Palast nebst Park. In ver­schwen­de­ri­scher Fül­le auch hier schöns­te Flie­sen­kunst, fili­grans­te Holz­ar­bei­ten, Intar­si­en, Spie­gel­zim­mer, far­bi­ge Blei­glas­holz­fens­ter und Mau­rer­kunst. Über­sät­tigt mit Ein­drü­cken und müde vom kilo­me­ter­lan­gen Stadt­spa­zier­gang fal­len wir spät ins Bett. Am nächs­ten Mor­gen auch hier mal wie­der ein schon bekann­tes Mus­ter. Groß­stadt, Hit­ze, Fahr­stress drü­cken die Stim­mung in die fal­sche Rich­tung. So ent­schei­den wir uns für eine kur­ze Tren­nung als Abküh­lung. Mad­zik fährt zum Basar und ich gehe mit den Kin­dern ins lie­be­voll gestal­te­te Natur­kun­de­mu­se­um. Am Abend dann las­sen wir die Stadt hin­ter uns und „flie­hen“ nach Per­se­po­lis, die Gemü­ter schon fast wie­der auf Normaltemperatur…

Schwit­zen­de Pup­pen im Hamam-Museum
Schah Tscher­agh Schrein
In der Alt­stadt von Shiraz
Nasir al Mulk Moschee
Nasir al Mulk Moschee
Bagh‑e Naran­je­s­tan Palast
Spie­gel­zim­mer im Bagh‑e Naran­je­s­tan Palast
Bagh‑e Naran­je­s­tan Palast
Da sind wir – im Natur­kun­de­mu­se­um von Shiraz
Spieg­lein, Spieg­lein an der Wand…

Per­se­po­lis, Prunk­stadt des ehe­ma­li­gen Per­ser­rei­ches, hat uns alle schwer beein­druckt. Zwar las­sen die Rui­nen nur wenig von der eins­ti­gen Pracht erah­nen, aber Dank einer moder­nen VR-Bril­le die man sich aus­lei­hen konn­te, wur­de die alte Stadt in sei­ner eins­ti­gen Schön­heit wie­der zum Leben erweckt. Das war beson­ders für die Kin­der ein wich­ti­ger Aha-Effekt, ist doch bei der­ar­ti­gen Rui­nen­städ­ten immer eini­ges an Fan­ta­sie gefragt. So kro­chen wir auch in die letz­ten stau­bi­gen Ecken, lern­ten, dass hier damals selbst Dele­ga­tio­nen mit Geschen­ken aus der Regi­on des heu­ti­gen Bul­ga­ri­en emp­fan­gen wur­den und Kyros II. ein recht klu­ger und diplo­ma­ti­scher Herr­scher war.

Per­se­po­lis
Vir­tu­al rea­li­ty in Persepolis 
Per­se­po­lis

Nach Shiraz und Per­se­po­lis ging es zurück in Rich­tung Meer. Auf dem Weg erwan­dern wir die alte Fes­tung Dokhtar, pas­sie­ren die Rui­nen­stadt Gor und fin­den einen ruhi­gen Stell­platz ober­halb eines Can­yons inmit­ten der zer­klüf­te­ten, von Noma­den besie­del­ten Berg­welt süd­lich von Firuz­a­bad. Hier legen wir eine Pau­se ein, denn ein Haus­halts­tag ist drin­gend not­wen­dig. So wird Fred gründ­lich geputzt und ein gro­ßer Hau­fen Bett­wä­sche in der Ton­ne gewa­schen. Der­weil erle­digt Leo eine Dik­tat­werk­statt für die Schu­le und Tosi baut eine eige­ne klei­ne Fes­tung aus Lehm­pam­pe. Am spä­ten Nach­mit­tag machen wir eine Wan­de­rung tief in den Can­yon hin­ein, wo wir klei­ne Ther­mal­quel­len ent­de­cken und die Klet­ter­kunst der Berg­zie­gen bestau­nen. Auch bei der benach­bar­ten Noma­den­fa­mi­lie schau­en wir vor­bei und hel­fen dem Fami­li­en­ober­haupt, sei­ne Magen­ver­stim­mung mit etwas tür­ki­schem Fich­ten­na­del­schnaps zu lindern.

Klei­ne war­me Ther­mal­quel­le im ver­steck­ten Canyon
Umzin­gelt

Je näher wir der Küs­te kom­men, des­to bizar­rer und wil­der muten die Berg­ket­ten und Täler an. Immer deut­li­cher kom­men hier die gigan­ti­schen gestal­te­ri­schen Kräf­te der Plat­ten­tek­to­nik zum Aus­druck. Wild schei­nen die Schich­ten durch­ein­an­der­ge­wor­fen zu sein, gefal­tet, gebo­gen, gebro­chen und abge­kippt. Für Tosi aber ist es ein­fach nur der Feu­er­rie­se, der hier ver­rückt gespielt hat, weil er so wütend war. Auch die anti­ke Hafen­stadt Bandar Siraf, ein ehe­mals wich­ti­ges Han­dels­zen­trum an der Sei­den­stras­se, hat der Feu­er­rie­se einst besucht und sie mit einem kräf­ti­gen Erd­be­ben ver­nich­tet. Den­noch fin­den wir, dass sie immer noch ein Besuch wert ist. Ins­be­son­de­re die alte Nekro­po­le, ein­ge­schürft in eine schrä­ge Berg­flan­ke, mit ihren dut­zen­den von bis zu 80m tie­fen unge­si­cher­ten gru­se­li­gen Brun­nen­schäch­ten. Der nächs­te Küs­ten­ab­schnitt in Rich­tung Bandar Abbas ist geprägt von Irans Petro­che­mie. Hier mün­den die Gas- und Ölpipe­lines aus den Inlands­fel­dern direkt in die Rafi­ne­rien ans Meer, von wo aus die Ver­schif­fung erfolgt. Die Aus­ma­ße sind der­art gigan­tisch, dass die Ver­lo­ckung des Wes­tens hier etwas mit­be­stim­men und abzwa­cken zu wol­len, zumin­dest erklär­bar erschei­nen. Wir aber las­sen die­sen Moloch so schnell es geht hin­ter uns. Denn die Hit­ze­wel­len, die einen von den unzäh­li­gen nur weni­ge Deka­me­ter ent­fern­ten Abfa­ckel­tür­men ent­ge­gen­schla­gen, machen die schwü­len 40°C Außen­tem­pe­ra­tu­ren nicht gera­de erträg­li­cher. Hin­ter der Stadt Par­si­an aber wan­delt sich das Bild der Küs­te schlag­ar­tig. Geo­lo­gie und Mor­pho­lo­gie ähneln ver­blüf­fend denen der Insel Queshm. Nicht umsonst wird die­ser Küs­ten­ab­schnitt auch die Ira­ni­sche Rive­ra genannt. Ganz in der Nähe von Bandar‑e Mog­ham fin­den wir ein schö­nes klei­nes Pla­teau ober­halb des Mee­res, bei des­sen Anfahrt wir uns jedoch das ers­te Mal auf der Rei­se so rich­tig amt­lich im Sand fest­fah­ren. Das Pro­ze­de­re aber ist klar und nach Luft ablas­sen, Frei­bud­deln, Bret­ter unter­le­gen, Team­work, Achs­sper­ren und Voll­gas ist Fred bald wie­der frei und wir wer­den mit einem gran­dio­sen Son­nen­un­ter­gang belohnt. Den Abend genie­ßen wir mit Muscheln sam­meln und einem schö­nen Rei­se­vi­deo von Igel und Pao­la, dass gera­de frisch ein­ge­trof­fen ist und in dem u.a. auch Fred ver­ewigt ist. Wer Lust hat, ger­ne anschau­en – ein tol­ler Kanal!

Nekro­po­le der anti­ken Hafen­stadt Bandar Siraf
Gru­se­li­ge Brun­nen­schäch­te inner­halb der Nekropole
Fest­ge­fah­ren! Aber Tosi holt uns schon wie­der raus.
Am Meer
Ira­ni­sche Rivera 

Wir blei­ben eini­ge Zeit am Meer, Leo schreibt mit Mad­zik sei­nen neu­en Blog, Tosi­as Bil­der­werk­statt pro­du­ziert ein Gemäl­de nach dem ande­ren und wir las­sen Ebbe, Flut und die Zeit dahin­flies­sen, und ver­su­chen etwas von der uner­schüt­ter­li­chen Lang­sam­keit der vor­bei­zie­hen­den Mee­res­schild­krö­ten in uns aufzunehmen.

Es ist gut, dass wir noch­mal Luft geholt haben! Denn die kom­men­de Woche der Ver­schif­fung in die Emi­ra­te brauch­te viel Geduld, Ner­ven und Ruhe. Unser ers­ter Ver­such in Bandar Len­geh schei­ter­te, weil gera­de Wochen­en­de war und kei­ner ein kla­re Aus­sa­ge, noch kla­re Prei­se nen­nen konn­te. Zum Glück aber hat­ten wir genug Hin­wei­se und Anlauf­punk­te von ande­ren Rei­sen­den bekom­men, so dass wir nach Bandar Abbas wei­ter­fuh­ren. Hier beka­men wir dann in meh­re­ren Tagen alles nöti­ge zusam­men­or­ga­ni­siert – von Per­so­nen­fäh­re, Auto­fäh­re für Fred über Hotels, Aus­fuhr und Groß­ein­kauf. Lei­der müs­sen nach wie vor Pas­sa­gie­re und Fahr­zeug getrennt ver­schifft wer­den, was ein dop­pel­ter Auf­wand und viel Ren­ne­rei ist. Die Aben­de sind mit 30°C und 95% r.L. extrem schwül und man kann nur wenig ver­schnau­fen. Die Kin­der zie­hen sehr gut mit, trotz Hit­ze, gestress­ter Eltern, häu­fi­gem lan­gen War­ten in irgend­wel­chen Büros, wenig Essen und vie­len Ter­mi­nen. Dazu sind wir in einer Groß­stadt und immer und immer wie­der wird man ange­spro­chen und beant­wor­tet die glei­chen Fra­gen, macht bereit­wil­lig Sel­fies – stets freund­lich. Den­noch füh­len wir uns mehr denn je wie Zoo-Tie­re und so hilft das inne­re Krib­beln, die inne­re Vor­freu­de auf das Neue was da hin­ter dem Hori­zont auf uns war­tet. Der Tag der Ver­schif­fung von Fred wäre ein eige­nes Kapi­tel wert. Zum Glück haben wir uns mit Flo­ri­an und Sarah aus der Schweiz zusam­men­ge­tan, denn geteil­ter Frust ist hal­ber Frust. Kurz­um betra­ten wir früh um 9 Uhr den Hafen und erst abends um 23 Uhr waren die Autos sicher auf der Fäh­re. Dazwi­schen unzäh­li­ge Ren­ne­rei­en, Ver­hand­lun­gen und har­te Dis­kus­sio­nen, bis wir schließ­lich doch einen „Agen­ten“ beauf­tra­gen muss­ten, uns durch das Hafen­pro­ze­de­re zu füh­ren. Die Struk­tu­ren vor Ort sind lei­der extrem kor­rupt. Am nächs­ten Mor­gen (nachts gab es noch ein klei­nes Erd­be­ben – 4,5) fuh­ren wir dann mit der Kata­ma­ran-Schnell­fäh­re hin­ter­her. Auch das kein Selbst­läu­fer. Zwar braucht die Fäh­re nur sechs Stun­den, alles in allem aber waren wir 18 Stun­den auf den Bei­nen. Umso schö­ner aber die Fahrt in den Son­nen­un­ter­gang über die Stra­ße von Hor­moz und die Nacht im kli­ma­ti­sier­ten Hotel in Sharjah/Dubai.

Bau und Restau­rie­rung alter Dau Holzboote
In Bandar Abbas wird abends wird der Strand zum Partyhighway 
Fred end­lich ver­la­den auf der Fähre
Tra­di­tio­nel­le Dau Boo­te und ihre Ladung im Creek von Sharjah

Am nächs­ten Vor­mit­tag, wäh­rend Mad­zik und die Kin­der den Hotel­pool genies­sen, lösen Flo­ri­an und ich die Fahr­zeu­ge im Hafen von Shar­jah aus. Ein gutes Gefühl, dass Fred wohl­be­hal­ten sei­ne ers­ten Kilo­me­ter auf der ara­bi­schen Halb­in­sel rollt. In den kom­men­den Tagen geben wir uns erst­mal so rich­tig dem Kul­tur­schock hin. Dank Fred kön­nen wir in die­ser teu­ren Glit­zer­welt nahe­zu über­all unbe­küm­mert ste­hen, wo sonst hun­der­te von Euro für ein Hotel­zim­mer fäl­lig wer­den. Durch einen Tipp von Arne und Peti, fin­den wir sogar einen Stell­platz kei­ne fünf Minu­ten ent­fernt vom Burj Kha­li­fa, dem höchs­ten Wol­ken­krat­zer der Welt und mit­ten im Zen­trum Dubais. Hier kochen wir genüss­lich eine Bolo­gne­se im Auto und machen uns dann auf den Weg der Super­la­ti­ve. Super rie­sen Wol­ken­krat­zer, super Laser­show, super Was­ser­fon­tä­nen­show, super Opern­haus, über­all Lam­bos und Fer­ra­ri­es, alles super sau­ber, größ­te Super-Mall, usw. Und so geht es in den nächs­ten Tagen wei­ter. Wir schau­en uns die Pal­men­in­sel Jumei­rah an, noch mehr Wol­ken­krat­zer, Rie­se­n­yach­ten, gigan­ti­sche Vil­len und Paläs­te. Die Wohn­mo­bi­le sind hier so groß wie ein deut­sches Rei­hen­haus und dank der gene­ra­tor­be­trie­be­nen Kli­ma­an­la­gen klin­gen die Cam­per-Strän­de nachts wie eine hun­dert Meter ent­fern­te Auto­bahn. Wir fah­ren die Küs­te ent­lang bis nach Abu Dha­bi. Mall reit sich an Mall und Kon­sum scheint obers­tes Gebot. Beschei­den­heit wur­de abge­schafft und mit ihr wohl auch der Froh­sinn, den wir so sehr im Iran genos­sen haben. Schaut man genau­er hin, erkennt man schnell wie die­ser immense ölfi­nan­zier­te Dienst­leis­tungs­wahn­sinn über­haupt mög­lich ist. Näm­lich der Anteil „ech­ter“ Emi­ra­ti (sprich Ein­woh­ner) an der Gesamt­be­völ­ke­rung beträgt gera­de ein­mal gute 10%. 90% sind Aus­län­der, die zumeist auf Lohn­ni­veau ihres Her­kunfts­lan­des Motor und Rück­grat die­ser Wüs­ten­uto­pie sind.

Im Aqua­ri­um von Shar­jah – Moränenangriff
Schnell im Fisch ver­steckt – Ein Teu­fel Namens Fidibus
So ein will Tosi auch mal haben
Down­town Dubai
Groß, grö­ßer, am größ­ten! Burj Kha­li­fa und der klei­ne Vampir.
Fast bis zum Mond…!
Giga-Laser­show
Unser Dubai-down­town Appartement

Unter all die­sen High­lights soll eines der wich­tigs­ten jedoch nicht ver­ges­sen wer­den – näm­lich das ers­te ech­te Bier nach 3 Mona­ten. Welch ein Genuss! Bei den Prei­sen jedoch, wird es ein Sel­te­ner blei­ben… Für Leo den Auto­fan gibt es natür­lich noch mehr High­lights, obschon er schnell müde wur­de von der Fül­le an Luxus- und Sport­wa­gen. So besuch­ten wir nahe­zu alle Auto­mu­se­en der Emi­ra­te. Und da ist wirk­lich alles dabei, was es welt­weit so an Kurio­si­tä­ten gibt. Tosis High­light war ihre Ver­wand­lung in ein klei­nes Vam­pir­chen, denn die zwei obe­ren Schnei­de­zäh­ne ver­ab­schie­de­ten sich unfall­frei und natür­lich kam da auch die Zahn­fee vorbei.

Kennt ihr noch die Duke-brothers?
Emi­ra­tes natio­nal car museum
Aus­stel­lung­shigh­light!
Gro­ßer Bruder.
Unser Appar­te­ment an der Mari­na von Abu Dabi.
Street­art in Abu Dabi
Mmhh, wel­che Spur neh­men wir heute?
Ara­bia

Zwi­schen­zeit­lich erreicht auch unser Freund Dean mit sei­ner Frau Nas­tia und Toch­ter Zoya nach vie­len Anläu­fen und Plä­nen von Iran aus die Emi­ra­te. Gemein­sam hol­ten wir ihn und sei­ne Fami­lie ab, lös­ten sei­nen Land­ro­ver im Hafen ein und mach­ten uns gleich gemein­sam für zwei Tage auf die Expo 2020 (wegen Coro­na ver­scho­ben auf 2022) in Dubai. Da sie kurz vor dem Abschluss war, wur­den die Tickets sogar fast ver­schenkt (Tages­ti­cket vor­her mind. 85€). Hier tau­chen wir ein in eine mul­ti­me­di­al hei­le Wunschwelt, die gera­de zumin­dest über­haupt nicht so recht in die ech­te Welt aus Krieg, Finanz­kri­se, Coro­na-Pro­ble­men, Grenz­schlies­sun­gen usw. pas­sen will. Alles ist und muss auf irgend­ei­ne Wei­se „smart“, „intel­li­gent“, „sus­tainable“, „inno­va­ti­ve“ sein, über­all irgend­wel­che „hubs“, als wären wir mit dem Faust­keil gera­de erst aus der Höh­le gekro­chen. Dazu ein unglaub­li­cher Sicher­heits­auf­wand á la Total­über­wa­chung mit Droh­nen, Kame­ras, Zivil­po­li­zei, Scans etc. Für die Kin­der aber ist es den­noch span­nend und auf­re­gend. So tin­geln wir von Län­der­pa­vil­lon zu Län­der­pa­vil­lon, wobei am Ende unse­re Favo­ri­ten Eswa­ti­ni, Japan, Russ­land und Sau­di-Ara­bi­en sein wer­den. Nach Deutsch­land sind wir nicht rein­ge­kom­men, zu groß der Andrang mit meh­re­ren Stun­den War­te­zeit. Am Ende sind wir echt müde von zu vie­len Men­schen, Mul­ti­me­dia und Dau­er­be­schal­lung. Umso ent­spann­ter die klei­ne spon­ta­ne Geburts­tags­fei­er für Zoya am Sufo­uh Strand mit selbst­ge­ba­cke­nem Kuchen und Kinobesuch.

Rus­si­scher Pavil­lon – Expo Dubai
Lapp­land Vampir
Genia­le Mini­na­tu­ren im Japa­ni­schen Pavillon
Japa­ni­schen Mininaturwelt
Japa­ni­schen Mininaturwelten
Bril­li­an­te Mul­ti­me­dia-show im Sau­di Pavillon
Deutsch­land – für uns unerreichbar
Wir hal­ten lie­ber etwas Abstand!

Nach 12 Tagen Emi­ra­ten ist es Zeit wei­ter­zu­zie­hen. Gemein­sam mit Dean und Zoya fah­ren wir Rich­tung oma­ni­sche Gren­ze, über­nach­ten auf dem Weg an einer Wüs­ten-Geis­ter­stadt und in der Hat­ta Oase. Die Ruhe tut gut und so über­que­ren wir am 22. März guten Muts die Gren­ze in den Oman. Aber auch hier natür­lich nicht ein­fach so… Der Land­ro­ver, Dean und Zoyas Rei­se­zu­hau­se, darf nicht in den Oman weil es ein Rechts­len­ker ist. Stun­den der Dis­kus­si­on umsonst und so rei­sen bei­de nach lan­gem Über­le­gen erst­mal mit ihrem Motor­rad wei­ter. Weni­ge Tage spä­ter wer­den sie sich für eine Woche ein Jeep mit Dach­zelt mie­ten, um mit uns noch etwas wei­ter­zu­rei­sen. Kurz nach dem ermü­den­den Grenz­über­tritt tref­fen wir beim Ein­kauf auf Saif. Er ist Oman­er und besteht dar­auf uns noch am glei­chen Abend zu sich ein­zu­la­den. Das Bauch­ge­fühl stimmt auf Anhieb und so sit­zen wir wenig spä­ter fürst­lich bewir­tet in sei­nem gro­ßen Haus und erzäh­len über Gott und die Welt. Er hat eine gro­ße Fami­lie, ist weit gereist und so ler­nen wir von ihm viel über den Oman und die Bezie­hun­gen zwi­schen Ori­ent und Okzi­dent. Am nächs­ten Mor­gen geht es nach einem reich­li­chen Früh­stück und einem herz­li­chen Abschied wei­ter Rich­tung Süden ent­lang des Indi­schen Ozeans.

Geis­ter­stadt, von der Wüs­te verschluckt.
Im Off­road Museum
Best off­roa­der ever!
Bei Saif zu Gast
Saif, Zoya und Leo.

Nächs­tes Ziel ist die Berg­welt des Hajar, einem Gebirgs­zug im Nor­den Omans. Vor­ab haben wir reich­lich Pro­vi­ant gekauft und für 60 Cent pro Liter Die­sel getankt. Schnell wird die Stra­ße zu einer off­road-Pis­te und über die Grab­tür­me von Al Ayn errei­chen wir schon bald das ers­te tro­cke­ne Fluss­tal mit blau­en, natür­li­chen Was­ser­pools. Für die­se soge­nann­ten Wadis ist der Oman bekannt und noch vie­le wer­den wir erkun­den. Zunächst aber erklet­tern wir das Wadi-Dam mit sei­nen para­die­si­schen Was­ser­be­cken. Das Ein­tau­chen in das küh­le kla­re Nass ist bei 40°C Luf­t­em­pe­ra­tur und 18% r.L. ein­fach nur himm­lisch. Freu­den­ge­qiet­sche hallt von den Fels­wän­den und auch nach zwei Stun­den tau­chen, sprin­gen und plan­schen sind die Kin­der nur schwer fort­zu­krie­gen. Der Rück­weg wird lang, denn nur mit Mühe kann man der Abküh­lung in den glit­zern­den Pools wiederstehen…

Wadi Bewoh­ner
Para­dis-Pool im Wadi-Dam
Rui­nen­stadt und Oase Ghul

Unser nächs­ter geo­gra­phi­scher Höhe­punkt ist der soge­nann­te Grand-Can­yon des Omans – das Wadi Nak­her mit sei­nen über 1000m tie­fen, teil­wei­se senk­recht ein­ge­schürf­ten Fels­wän­den. Am Tal­bo­den, der teil­wei­se nur 20m breit ist, führt eine off­road-Pis­te tief hin­ein in den Can­yon und endet an einem klei­nen halb ver­las­se­nen Dorf. Auf der Hälf­te der Stre­cke las­sen wir Fred ste­hen und fah­ren die letz­ten Kilo­me­ter mit Deans Jeep. Die Über­nach­tung in die­ser gigan­ti­schen Schlucht wird unver­gess­lich – nicht nur wegen Mad­ziks Eier­ku­chen, wel­che die Kin­der abends glück­lich mamp­fen. Am nächs­ten Mor­gen geht es 1200m hoch hin­auf auf das Pla­teau des Jabal Shams, direkt ober­halb des Nak­her Can­yons. Fred kämpft zwei Stun­den tap­fer und wir wer­den belohnt mit spek­ta­ku­lä­ren Aus­bli­cken in die Berg­welt und die Tie­fe des Can­yons. Kurz dar­auf geht es auf die berühm­te „bal­c­o­ny tour“ Wan­de­rung, wel­che direkt am Rand des Can­yons auf einem etwas tie­fer­ge­le­ge­nem Absatz zu einem ver­las­se­nen Dörf­chen mit land­wirt­schaft­li­chen Ter­ras­sen, einem klei­ne Berg­see und Höh­le führt – alles wie ein Adler­nest über einem gigan­ti­schen Abgrund kle­bend. Pro Rich­tung sind es zwar nur 4km, aber man braucht höchs­te Kon­zen­tra­ti­on und ziem­li­che Schwin­del­frei­heit. Am Ende aber wird man mit atem­be­rau­ben­den Aus­bli­cken belohnt und staunt voll Bewun­de­rung über die Men­schen die hier einst leb­ten. Nach­dem wir alle heil und zufrie­den zum Stell­platz zurück­ka­men, genos­sen wir gemein­sam den Son­nen­un­ter­gang bei ange­nehm küh­len Tem­pe­ra­tu­ren mit Schmor­kohl, Miri­am Make­ba und Geschich­ten aus Süd­afri­ka, der Hei­mat Deans. 

Am nächs­ten Tag ging es wie­der steil hin­ab und in das nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fern­te Städt­chen Niz­wa, dem Zen­trum des oma­ni­schen Dat­tel­an­baus. Um der Hit­ze zu ent­flie­hen, besuch­ten wir die gro­ße wun­der­schön restau­rier­te Burg und lern­ten viel über Dat­teln, ihre Ver­ar­bei­tung und Ver­brei­tung. Hier hiess es dann aber auch Abschied neh­men von Dean und Zoya, denn ohne ihren Land­ro­ver ist es für sie kein rich­ti­ges Rei­sen und auch war­te­te die ande­re Hälf­te der Fami­lie bereits zu Hau­se auf Mau­ri­ti­us auf ihre Rück­kehr. Beson­ders zwi­schen den Kin­dern ist in der Zeit die wir in der Tür­kei und spä­ter in den Emi­ra­ten und dem Oman zusam­men ver­bracht haben, eine fes­te Freund­schaft gewach­sen. So flos­sen nicht weni­ge Trä­nen in der Abend­däm­me­rung. Eins aber bleibt gewiss – wir sehen uns frü­her oder spä­ter irgend­wo „on the road“ wieder.

Am Tal­bo­den des Wadi Nakher
Bal­c­o­ny walk am Jabal Shams
Bal­c­o­ny walk am Jabal Shams
Raub­tier­füt­te­rung
Bal­c­o­ny walk
Klei­ner Bergbewohner
Unzäh­li­ge ver­schmok­te Rei­fen berg-abwärts (heis­se Bremsen)
Auf den Dächern der Burg Nizwa
Niz­wa…

Die Einen gehen und die Ande­ren kom­men. Uns so bogen mit dem letz­ten Tages­licht Chris­ti­an und Ane­ta (tra­ve­lings­un­dan­cer) um die Ecke. Ane­ta ist Erzie­he­rin und so wuss­te sie recht bald Anto­ni­as Trä­nen zu trock­nen, obwohl wir uns gera­de das ers­te Mal sahen. Die bei­den waren wäh­rend Coro­na über acht Mona­te im Oman „ein­ge­sperrt“ und muss­ten dann ihren LKW hier­las­sen und nach Hau­se flie­gen. Nun waren sie knapp zwei Jah­re spä­ter wie­der zurück­ge­kehrt, um inner­halb von zwei Mona­ten den LKW heim­zu­brin­gen. Ent­spre­chend gut ken­nen sie den Oman und hiel­ten vie­le tol­le Tipps und Rei­se­ge­schich­ten bereit.

Mit Chris­ti­an und Aneta.

Niz­wa liegt in einer Ebe­ne auf ca. 800m Höhe und ist mit ca. 40°C bereits ent­spre­chend heiss. So ging es wie­der nord­wärts hin­auf auf 2000m, auf einen Höhen­rü­cken namens Sha­raf al-Ala­mayn des Jabal Shams Mas­sivs. Hier ist es nicht nur 15°C küh­ler, son­dern man hat auch einen fan­tas­ti­schen Weit­blick auf die schrof­fen Berg­ket­ten und in die tie­fen Schluch­ten und Wadis rund­um. Es gibt wohl kaum ein schö­ne­res Auf­wa­chen mit solch einem Traum­blick – es sei denn, man hat Geburts­tag. Und genau das hat Mad­zik. So gibt es auch bald klei­ne selbst­ge­bas­tel­te Geschen­ke, einen Erd­beer­kä­se­ku­chen, eine dicke Por­ti­on Lie­be und eine klei­ne Geburts­tags­wan­de­rung ent­lang der steil abfal­len­den Klippen.

Geburts­tags­kind
Sha­raf al-Alamayn

Und wei­ter geht es, steil abwärts, hin­ein in die inne­re Berg­welt mit sei­nen Wadis, Can­yons und Berg­dörf­chen. Wir fah­ren die 1200 Höhen­me­ter im 1. Gang mit Unter­set­zung und Längs­sper­re im Krich­tem­po, denn die schma­le stau­bi­ge Pis­te mit ihrer teil­wei­se hun­der­te Meter abfal­len­den Flan­ke und engs­ten Ser­pen­ti­nen ist alles ande­re als eine Spa­zier­fahrt – wohl eher eine der bri­san­tes­ten Off­road­stre­cken unse­rer Rei­se. Aber auch die­ses Stück meis­tern wir unbe­scha­det, pas­sie­ren pit­to­res­ke Berg­dör­fer wie Hatt und Bilad Sayt und schla­gen am Ein­gang des Sna­ke Can­yons unser Nacht­la­ger auf. Mit­ten in die­ser wil­den Berg­welt gibt es die letz­ten Süß­kar­tof­feln von Saif´s Farm auf dem Feu­er und den pas­sen­den Kino­film „Ruf der Wild­nis“ für die Kin­der. Die nächs­ten Tage durch­kreu­zen wir vie­le wun­der­schö­ne Täler, erwan­dern den litt­le Sna­ke Can­yon mit Bade­pau­se in einem küh­len Pool, erkun­den den Wadi Kha­rous bis Al Alia und klet­tern bei As Suwayb in einer Schlucht ent­lang eines alten Bewäs­se­rungs­ka­nals (Falaj). Die­ser führt hin­auf bis zu einem Was­ser­fall in einer Höh­le und die Klet­te­rei auf dem schma­len Falaj macht den Kin­dern rie­sen Spaß.  In Al-Awa­bi essen wir dann noch­mal ordent­lich Bur­ger, denn am dar­auf­fol­gen­den Tag wird der Rama­dan begin­nend. Den­noch wird es zuneh­mend heis­ser und jede Wan­de­rung wird zu einem Kraft­akt. So ent­schei­den wir uns die Ber­ge zu ver­las­sen und Rich­tung Mus­cat, der Haupt­stadt zu fah­ren. Auf dem Weg über­nach­ten wir im Wadi Al-Abyad, wel­ches mit Pal­men und Pools schön anmu­tet, doch auch hier kei­ne Lüft­chen, ste­hen­de Hit­ze und Wasch­tag einer Omi aus dem Dorf, so dass kein Baden mög­lich ist. In Nakhtal stop­pen wir nur kurz und die Kin­der baden in den berühm­ten war­men(!) Quel­len. Mitt­ler­wei­le aber brennt nur noch ein Focus in unse­ren Köp­fen – Klimaanlage.

Berg­dör­fer und Oasen im Hajar Gebirge
Knab­ber­fi­sche im litt­le sna­ke Canyon
Falaj Sys­tem bei As Suwayb
Falaj Sys­tem bei As Suwayb
Al Alia im Wadi Kharous
Litt­le sna­ke canyon
In den war­men Quel­len von Nakhtal 

Und so geht es zügig nach Mus­cat, Wäsche abge­ben und auf direk­tem Weg ein­tau­chen in die schö­ne Welt der Haupt­stadt­mall. Wir wer­den emp­fan­gen von ange­neh­men luft­ent­feuch­te­ten 20°C. Es ist Rama­dan und ent­spre­chend men­schen­leer sind die Hal­len. Alles läuft gefühlt nur halb so schnell, man wird umwab­bert von Weih­rau­ch­es­sen­zen und es lau­fen non-stop mys­tisch medi­ta­ti­ve ara­bi­sche Gesän­ge aus den Laut­spre­chern. So schlür­fen wir ganz ein­ge­lullt zwei Stun­den lang durch die­sen hei­li­gen Kon­sum­tem­pel und wol­len am Ende nur schwer aus die­sem hyp­no­ti­schen ori­en­ta­li­schen Traum erwa­chen. Ent­spre­chend die­ses Mus­ters struk­tu­rie­ren wir auch die nächs­ten Tage in Mus­cat. In der größ­ten Mit­tags­hit­ze gehen wir ent­we­der in ein Muse­um oder in einen der rie­si­gen Hyperm­ar­chés ein­kau­fen. Über Nacht ste­hen wir direkt am Meer wo immer­hin ein lau­es Lüft­chen weht und so lässt es sich eini­ger­ma­ßen aus­hal­ten. An Muse­en ste­hen das Natur­kun­de­mu­se­um mit sei­nem rie­si­gen Wal­ske­let auf dem Pro­gramm, das Wis­sen­schafts- und Erd­öl­mu­se­um sowie das Natio­nal­mu­se­um. Im Erd­öl­mu­se­um ler­nen die Kin­der alles über die Ent­ste­hung, Explo­ra­ti­on, För­de­rung und Ver­ar­bei­tung von Erd­öl. Didak­tisch sehr klug gleich neben­an, dass Wissenschafts‑, und Expe­ri­men­tier­zen­trum zu alter­na­ti­ver Ener­gie­ge­win­nung für das Zeit­al­ter nach dem Erd­öl. Denn, so lernt man hier ganz ein­deu­tig, der peak-oel ist zumin­dest auf der ara­bi­schen Halb­in­sel schon vorbei!

Oryx Gazel­le im Naturkundemuseum
Expe­ri­men­tier­zen­trum im Erdölmuseum

Von unse­rem Stell­platz gegen­über dem alten Stadt­zen­trum und Hafen von Mus­cat haben wir mal wie­der einen sehr schö­nen Pan­ora­ma­blick. Wäh­rend des Rama­dan scheint über­all die Zeit ste­hen­ge­blie­ben zu sein – zumin­dest bis Son­nen­un­ter­gang, nur unter­bro­chen von den ruhi­gen Gebets­ge­sän­gen des Muez­zins. Und so glei­tet auch unser Blick ruhig über den Hafen. Ein Öltan­ker düm­pelt ruhig in den Wel­len, die Yacht des Sul­tans, wel­che schon eher ein klei­nes Kreuz­fahrt­schiff ist, liegt schein­bar unge­nutzt vor Anker – und dann – steht sie da, am Kai ver­zurrt – die AIDA BELLA. Auf ein­mal pur­zeln hun­der­te deut­scher Tou­ris­ten in die klei­ne Alt­stadt und in den Markt. Blass, bewaff­net mit Gür­tel­ta­sche, Schna­bel­mas­ke und mit meist ange­streng­tem Blick, schie­ben sie sich an den fröh­lich auf­dring­li­chen Händ­lern vor­bei. So rau­schen sie in weni­gen Stun­den Land­gang durch die­ses Stück­chen ori­en­ta­li­sche Kul­tur, von der wohl nicht viel mehr als ein Hauch des mys­ti­schen Weih­rauchs hän­gen bleibt. Wir stau­nen, erlei­den einen klei­nen Kul­tur­schock in der Fer­ne und füh­len uns so weit weg von der Hei­mat wie seit lan­gem nicht mehr. Wir möch­ten nicht urtei­len oder ver­ur­tei­len. Doch ist die Dis­kre­panz zwi­schen dem Erle­ben die­ser Kul­tu­ren für uns so groß, dass wir uns nur schwer dar­in wie­der­fin­den kön­nen. Und wie­der die Fra­ge der zeit­lich und kul­tu­rel­len Zeit­di­la­ta­ti­on… Jeden­falls zie­hen wir uns schnell zurück und schau­en uns das Spek­ta­kel lie­ber aus der Fer­ne an. Als dann aber die abend­li­chen Gebets­ge­sän­ge des Muez­zins zum Fas­ten­bre­chen plötz­lich vom lau­ten „Lam­ba­da“, beglei­tet von bun­tem Dis­ko­licht, vom Deck der AIDA her über­tönt wird, fal­len wir end­gül­tig ins Essen.

Aida im Hafen von Muscat

So haben wir schnell genug von der Groß­stadt. Es zieht uns wie­der hin­aus, auf stau­bi­ge off­road-Stre­cken und in die Wadis mit ihren blau­en Pools. Uns so bringt uns Fred tap­fer bis ans Ende des Wadi-Ara­biy­in und zu einem Stell­platz direkt ober­halb eines wun­der­voll kla­ren, blau­en Pools umge­ben von schrof­fen Ber­gen und Dat­tel­palm­gär­ten. So lässt sich die Hit­ze ertra­gen. Hier machen wir auch eine der schöns­ten Wadi-Wan­de­run­gen, bei der wir durch meh­re­re Pools schwim­men und über dicke Fels­blö­cke klet­tern müs­sen. Die Kin­der haben dabei rie­sen Spaß – beson­ders bei den Sprün­gen aus meh­re­ren Metern Höhe ins blaue Nass.

Stell­platz im Wadi-Ara­biy­in direkt an einem Pool
Der flie­gen­de Vampir

Ent­lang der Küs­te, vor­bei am Städt­che Sur, geht es wei­ter um die Gebirgs­ket­ten her­um und an der Wüs­te Wahi­ba ent­lang in das Wadi Bani Kha­lid. Hier tref­fen wir wie­der auf Arne, Peti & Kids. Gemein­sam ver­brin­gen wir ein paar Tage in den Wadis, baden, wan­dern, erzäh­len, tau­schen Plä­ne, Tipps und Ideen aus. Im Wadi-Hawar klet­tern die Kin­der um die Wet­te und Leo und ich stel­len unse­ren Klip­pen­sprung­re­kord mit gut 8m Höhe auf. Zum Abschluss machen wir noch einen gemein­sa­men Aus­flug in die Wahi­ba-Sands, einer Bil­der­buch­wüs­te mit beschhau­li­chen Aus­ma­ßen, wes­halb sie auch beson­ders gut zu erfor­schen ist. Aus die­sem Grund gilt sie auch als die wis­sen­schaft­lich am bes­ten unter­such­te Wüs­te welt­weit. Dies aber schützt nicht davor, dass man sich in ihr trotz­dem fest­fah­ren kann. Und das ist uns ordent­lich mit Fred pas­siert. Denn er ist zwar ein tap­fe­rer Off­road-Genos­se, aber für den Wüs­ten­sand feh­len ihm ein­fach ein paar PS. Dank Arne und sei­nem Wüs­ten­schiff wur­den wir jedoch zügig wie­der frei­ge­zo­gen und konn­ten wenig spä­ter gemein­sam eine wun­der­vol­le Wüs­ten­nacht genießen.

Luft­ab­las­sen vor Wüsteneintritt
Zwei Wüs­ten­schif­fe
Dünen­klet­tern in den Wahiba-Sands
Dünen­flit­zer

Als­bald trenn­ten sich unse­re Wege wie­der. Arne & Co. zogen wei­ter gen Nor­den und wir in Rich­tung Süden nach Sal­a­lah, wo uns in knapp 1000km Ent­fer­nung eine ande­re, mil­de­re Kli­ma­zo­ne erwar­ten soll­te. Die­se brauch­ten wir drin­gend, denn selbst das Was­ser im 200 Liter Tank hat bereits eine Tem­pe­ra­tur von 35°C. Öff­net man zudem nachts ein Stau­fach, so kom­men einem noch mol­lig heis­se Klei­dungs­stü­cke ent­ge­gen. Wir han­geln uns also ent­lang der Küs­te, besu­chen die sugar-dunes direkt am Meer, pal­men­be­stan­de­ne Lagu­nen mit Fal­min­gos, Kame­len und Wal­fisch­kno­chen und Leo macht auf Fred Fahr­schu­le. Gro­ße Abschnit­te sind jedoch ein­fach nur von mono­to­nen wei­ten, stau­bi­gen Ebe­nen geprägt. So ver­su­chen wir Stre­cke zu machen, was bei kräf­ti­gem Gegen­wind und einer dar­aus resul­tie­ren­den Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit von 70km/h nicht immer leicht ist. Schaf­fen wir 300km pro Tag, so freu­en wir uns. Nach Tagen der Fah­re­rerei ist dann der schrof­fe Abbruch zur Küs­te hin­un­ter bei Shu­wai­mi­yah und das benach­bar­te gleich­na­mi­ge Wadi mit Was­ser­fall und Pool, die ers­te gro­ße Abwechs­lung. Ganz in der Nähe tref­fen wir auch auf Dirk und Gabi Poetzsch, einem alt­ge­dien­ten Glo­be­trot­ter­pä­ar­chen aus Deutsch­land, dass uns Kraft für die Rück­kehr aber auch Mut für einen neu­en, wei­te­ren Auf­bruch gibt.

Kame­le sol­len sogar Zei­tun­gen essen 
Hier reicht die Wüs­te direkt bis an den Indi­schen Ozean
Sugar dunes
Sugar dunes am Indi­schen Ozean
Wüs­ten­flit­zer
Unser jüngs­ter Fahrer
Hin­term Hori­zont geht’s weiter…
Three palms lagoon 
Wal­fisch­kno­chen
Pla­teau bei Shuwaimiyah 
Rou­te 66
Lagu­ne Suneik
Bei der Lagu­ne Sun­eik am Ozean
Stra­ßen­ab­rut­schung

Dann, ab Shu­wai­mi­yah, geht es los. Die Mono­to­nie hat ein Ende und die Aus­läu­fer des Dhof­ar Gebir­ges stos­sen hier wild und spek­ta­ku­lär auf den Indi­schen Oze­an. Die Küs­ten­stra­ße schraubt sich hoch und run­ter, gigan­ti­sche Schicht­pa­ke­te sind geo­lo­gisch auf­ge­schlos­sen und ein traum­haf­ter Aus­sichts­punkt auf das tür­kis­blaue Meer reit sich an den ande­ren. Wir wan­dern durch die Lagu­ne Sun­eik bis zum Oze­an, bewun­dern einen meh­re­re hun­dert Meter hohen Was­ser­fall und bezie­hen Quar­tier in einer Bucht in der Nähe von Has­ik. Die­sen wert­vol­len Tipp haben wir von Chris und Ane­ta bekom­men, denn hier schau­en wohl immer wie­der Del­fi­ne vor­bei. Tosi ist schon früh bei Son­nen­auf­gang wach, wan­dert allein am Strand und hat sich wohl heim­lich mit ihnen ver­ab­re­det. Denn um 10 Uhr sind sie da. Min­des­tens zehn Stück, direkt vor unse­rer „Tür“. Wir zie­hen die Tauch­mas­ken an und schwim­men vor­sich­tig raus und war­ten. Dann kom­men sie ange­schwom­men, direkt vor, neben und unter uns. Es dau­ert viel­leicht 2 – 3 Minu­ten. Sie schau­en uns an, dre­hen sich unter Was­ser auf die Sei­te und als ihre Neu­gier­de befrie­digt ist, schwim­men sie lang­sam davon. Für alle ein unver­gess­li­ches Erleb­nis. Unver­gess­lich lei­der auch der vie­le ange­spül­te Müll am Strand und im Was­ser. Leo beglei­tet spä­ter noch eine gro­ße Schild­krö­te hin­aus aufs Meer, die sich gera­de noch von einer Plas­te­tü­te befrei­en konn­te und einen dicken Angel­ha­ken in der Schul­ter hat­te. Für die Kin­der ist und bleibt die­se immense Umwelt­ver­schmut­zung in viel­fa­cher Form, die sie auf der Rei­se bis­her erlebt haben, abso­lut unver­ständ­lich. Eine Ant­wort haben wir als Eltern nicht, sind hin­ge­gen beschämt über die­ses unfai­re Generationenerbe.

Del­fin­bucht bei Hasik
Schnor­cheln mit den Delfinen
Ostern 2022
Da hat doch der Oster­ha­se was zwi­schen den Klip­pen versteckt.

Mitt­ler­wei­le ist es Ostern gewor­den – und das fei­ern wir natür­lich auch. Mit Oster­ei­er bema­len, Oster­brot und Kuchen. Irgend­wie hat es sogar der Oster­ha­se bis hier­her­ge­schafft und so eini­ge lecke­re und prak­ti­sche Sachen zwi­schen den Ufer­fel­sen ver­steckt. Zum Glück ist es nun end­lich auch um eini­ge Grad küh­ler gewor­den im Ver­gleich zum Nor­den. Der Preis dafür aber ist eine deut­lich höhe­re Luft­feuch­tig­keit von über 95% r.L. Das heisst kle­ben. Aber nicht nur wir, son­dern auch Schrän­ke, Türen, Bett­la­ken, Lenk­rad usw. Aber dar­an kann man sich gewöh­nen. Und wenn nicht, fährt man hin­auf ins Dhof­ar Gebir­ge. Und das mach­ten wir dann auch, nach­dem wir noch­mal an der eagles bay ordent­lich geschnor­chelt haben. So klet­ter­ten wir kurz hin­ter Mir­bat mit Fred auf knapp 1100m hin­auf. Auf dem Weg pas­sier­ten wir einen klei­nen Wald von Bao­bab Bäu­men, die es sonst nur in Afri­ka gibt. Sie sehen aus wie umge­dreh­te Fla­schen und kön­nen sehr alt wer­den. Durch Zufall tref­fen wir hier auf ein rumä­ni­sches For­scher­team, dass uns ein 1000 Jah­re altes Exem­plar zeigt. Oben auf dem Jabal Sam­han ist es deut­lich küh­ler und tro­cke­ner, so dass wir seit lan­gem euro­pä­isch tem­pe­riert, mal wie­der frei durch­at­men kön­nen. Wir blei­ben noch etwas in den Ber­gen, wan­dern hin­ab in einen 120m brei­ten und 200m tie­fen Karst­schlot (Tawi Atyar) wo es uns auf einer alten, ros­ti­gen Platt­form mäch­tig in den Bei­nen krib­belt und que­ren auf dem Weg hin­ab nach Taqah das men­schen­lee­re Wadi-Dar­bat. So ver­lo­ckend es auch ist, baden ist hier wegen hoher Bil­har­zio­se Gefahr nicht emp­feh­lens­wert. Kurz vor Taqah näch­ti­gen wir auf dem Muse­ums- und UNESCO Gelän­de vor den Rui­nen der alten sagen­um­wo­be­nen Stadt Sum­h­uran – dem anti­ken Zen­trum des Weihrauchhandels.

Raub­tier­füt­te­rung die 2. – in Mirbat.
Auf dem Weg zur eagles bay
1000 Jah­re alter Bao­bab Baum
Wäsche­tag auf dem Jabal Samhan
Knapp 1000m tie­fe Abbruch­kan­te des Jabal Samhan
Kamel­freun­de
Wadi-Dar­bat
Anti­ke Stadt Sumhuran

Nach­dem wir Muse­um und Rui­nen aus­gie­big erkun­det haben, geht es wei­ter nach Sal­a­lah. Schon lan­ge ganz ein­ge­nom­men von dem mys­ti­schen Weih­rauch und sei­ner uralten kul­tu­rel­len und spi­ri­tu­el­len Bedeu­tung, decken wir uns hier im Zen­trum sei­ner Her­kunft ordent­lich mit ihm ein. Im offi­zi­el­len Muse­um der Stadt ler­nen wir noch viel über die Regi­on, die uralten Schiff­fahrts­rou­ten und Geschich­te des Weih­rauch­han­dels. Und so lang­sam, ob wir es wol­len oder nicht, nähern wir uns dem Umkehr­punkt unse­rer Rei­se. So brem­sen wir lang­sam ab, besu­chen noch das Grab des Pro­phe­ten Hiob und die wild fau­chen­den und spu­cken­den „blow­ho­les“ an der Küs­te von Mugh­sayl. An den wil­den Strän­den von Faza­yah und Shaat tru­deln wir dann aber end­gül­tig lang­sam aus, sind mit ihren weis­sen Strän­den und tür­kis­blau­em Was­ser wahr­lich im Para­dies ange­kom­men. Wir sit­zen, stau­nen, baden, tau­chen mal ins Meer, mal in den Ster­nen­him­mel. Immer wie­der schwim­men Del­fi­ne, Regen­bo­gen­fi­sche, Schild­krö­ten und auch Haie vor­bei. Die Kin­der spie­len Wel­len­bre­cher, schnor­cheln und jam­mern abends im Bett über den unver­meid­li­chen kna­cki­gen Son­nen­brand. Aber irgend­wann bringt auch sie die Wel­len­mu­sik in den Schlaf…

Coco­nut beach Salalah
Weih­rauch aus ver­schie­de­nen Regio­nen des Dhofar
Blü­ten eines Weihrauchbaumes
Die anti­ken Weihrauch-Handelsrouten 
Model eines Falaj im Muse­um von Salalah
Grab des Pro­phe­ten Hiob
Mugh­sayl beach
Faza­yah beach
Faza­yah beach
Wel­len­sprün­ge
Dop­pel-beach Fazayah
Über den Wol­ken bei Shaat
Off­road-Stre­cke zur hid­den beach bei Shaat
Over the rainbow…
Stre­cke hin­ab zur hid­den beach
Klip­pen­wan­de­rung bei der hid­den beach

Unglaub­lich schö­ne Aus­bli­cke bie­ten sich auf dem Weg zurück von den knapp 700m hohen Klip­pen auf den indi­schen Oze­an ent­lang der Küs­te Rich­tung Jemen. Doch hier stockt die Traum­ku­lis­se, denn nur weni­ge zeh­ner Kilo­me­ter ent­fernt spielt sich eine der größ­ten huma­ni­tä­ren Kata­stro­phen der Welt ab. So tobt im Jemen seit knapp acht Jah­ren, ein von der Welt­öf­fent­lich­keit kaum beach­te­ter bru­ta­ler Bür­ger­krieg. 400.000 Kin­der sind akut vom Hun­ger­tot bedroht. Auch hier ist es sträf­lich und blind, die Kriegs­par­tei­en in Gut und Böse ein­zu­tei­len. Genau­so­we­nig wie es wich­ti­ge und weni­ger wich­ti­ge Krie­ge gibt. Das Leid liegt am Ende bei den Men­schen, die am wenigs­ten den Krieg wol­len und etwas für ihn kön­nen. Des­halb ist der schein­bar alt­mo­di­sche Pazi­fis­mus so grund­le­gend wich­tig, und das Lied der „klei­nen weis­sen Frie­dens­tau­be“ das Tosi so ger­ne hört, aktu­el­ler denn je.

Blick in Rich­tung Jemen

Obschon uns nur wenig heim­wärts zieht, tre­ten wir nun offi­zell den Rück­weg an. Weh­mut liegt in der Luft, als wir uns von der „hid­den beach“ ver­ab­schie­den. Wir müs­sen Stre­cke machen, denn in weni­gen Tagen endet der Rama­dan und die Fei­er­ta­ge begin­nen, Botsch­haf­ten und Agen­tu­ren sind dann geschlos­sen. Mit Rücken­wind und High­way­fie­ber geht es „rasant“ nord­wärts. Leo macht Haus­au­uf­ga­ben auf der Stre­cke und Tosi spielt hin­ten, abends gibt es „Spuk von draus­sen“. In Al-Kha­luf ver­ab­schie­den wir uns von der wil­den Küs­te und auch von einem gro­ßen Del­fin-Schwarm. Leo macht noch Bekannt­schaft mit einer Sand-Viper, als er einen hal­ben Meter neben ihr ste­hend in den Dünen­sand pin­kelt. In Mus­a­cat besor­gen wir auf den letz­ten Drü­cker unse­re Iran­vi­sa und über­all spürt man die krib­beln­de Vor­freu­de des Rama­dan-Endes in der Luft. Unser letz­tes Ziel im Oman ist das Gebirgs-Pla­teau Jabal-Akhdar. Nach einer Poli­zei­sta­ti­on geht es 1500m hin­auf. Durch­ge­las­sen wir man nur mit All­rad-Antrieb. Drei Tage ver­brin­gen wir auf dem Pla­teau und machen die für uns schöns­te Wan­de­rung hier im Oman. Es geht 600m hin­ab in eine Schlucht, vor­bei an ver­las­se­nen Feld­stein­dörf­chen hin zu einer Oase mit Dat­tel­pal­men und blau­en Pools. Es ist eine ande­re, ver­gan­ge­ne und ver­zau­ber­te Welt hier unten. Der „lost vil­la­ge hike“ wird uns lan­ge in Erin­ne­rung blei­ben – auch wegen der imen­sen Anstren­gung durch Hit­ze und wenig Was­ser auf der Rück­tour. Nun geht es wei­ter nach Niz­wa, Dat­teln ein­kau­fen, noch ein paar alte Lehm­sied­lun­gen und Paläs­te erkun­den und dann, immer näher, Stück für Stück, der alten Hei­mat kommen.

Halb ver­las­se­nes Oasen­dorf Imti 
Oase Bir­kat al Mouz
„lost vil­la­ge hike“ auf dem Jabal-Akhdar
Eines der lost villages
Pool in einer Dat­tel­palm­oa­se tief im Jabal-Akhdar
Ter­ras­sen­fel­der bei Al Ain
Auf dem „three vil­la­ge walk“ Jabal-Akhdar
Ewi­ger Sand…

Mit dem Oman endet nun lang­sam also unse­re Explo­ra­ti­ons­rou­te. Ein Land, das beson­ders für uns Geo­gra­fen eine wah­re Augen­wei­de ist. Auf­grund sei­ner tek­to­ni­schen Lage ist es wie ein gigan­ti­sches Geo­lo­gie­buch bzw. wie ein gro­ßes Muse­um der Geo­lo­gie. Auf­ge­scho­be­ne Schich­ten zwi­schen der Eura­si­schen und Afri­ka-Ara­bi­schen Plat­te bil­den an Land einen rie­si­gen Quer­schnitt durch sämt­li­che Erd­zeit­al­ter. Das ist welt­weit ein­zig­ar­tig! Aber auch die Tier­welt ist exo­tisch und viel­sei­tig. Beson­ders die Kame­le haben es den Kin­dern ange­tan und Leo hat sich zu einem wah­ren Kamel­flüs­te­rer ent­wi­ckelt. So wird gefüt­tert, gestrei­chelt, geku­schelt und eben geflüs­tert. Aber auch der Quan­ten­sprung, den der Oman in den letz­ten 50 Jah­ren qua­si von einem mit­tel­al­ter­li­chen Zustand hin zu einem moder­nen, hoch ent­wi­ckel­ten Land hin­ge­legt hat, beein­druckt uns tief. All dies mög­lich zum einen durch die reich­hal­ti­gen Ölfun­de im Land, zum ande­ren aber auch durch sei­nen klu­gen, enga­gier­ten und wei­sen Herr­scher Qaboos bin Said, der die uner­war­te­ten Devi­sen sinn­voll und nach­hal­tig ein­setz­te. Unab­hän­gig von all der Ablen­kung und Schön­heit beschäf­tig­te uns seit eini­gen Wochen schon inten­siv der Rück­weg. Lan­ge über­leg­ten wir die Nord­rou­te über Sau­di-Ara­bi­en, Jor­da­ni­en und Isra­el mit Ver­schif­fung nach Zypern oder in die Tür­kei zu neh­men. Lei­der mach­ten uns die extrem hohen Ver­schif­fungs­kos­ten von Isra­el einen Strich durch die Rech­nung. Außer­dem sind wegen Coro­na noch immer kei­ne Pas­sa­gie­re auf den Schif­fen erlaubt. Eini­ge wag­ten den Weg von Jor­da­ni­en über Irak, Nord­irak in die Tür­kei. Bestä­tig­ten aber die nach wie vor unsi­che­re und gefähr­li­che Lage, so dass es für uns mit den Kin­dern nicht in Fra­ge kommt. Der kür­zes­te Weg über Sau­di-Ara­bi­en, Kuwait, Irak in den Iran funk­tio­niert lei­der wegen Grenz­for­ma­li­tä­ten nur in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Und zu guter Letzt blei­ben uns zudem „nur“ noch knapp zehn Wochen, denn wir wol­len spä­tes­tens Anfang Juli in Polen ein­tref­fen. So wäre es Scha­de, durch die ande­ren span­nen­den Län­der der ara­bi­schen Halb­in­sel zu het­zen. Kurz­um, die Rück­rei­se wird uns wie­der über die Emi­ra­te, eine ner­ven­auf­rei­ben­de Ver­schif­fung in den Iran und wei­ter in die Tür­kei füh­ren. So oder so freu­en wir uns drauf und wir sind sicher, dass auch, wenn der Weg nun ein Rück­weg ist, noch vie­le span­nen­de und schö­ne Aben­teu­er auf der knapp 8000km lan­gen Stre­cke auf uns warten!

Auf bald!

Lecker Kokos­nuss von Chris­ti­an und Aneta
Pic­tu­re by Dean Yeadon
Von den blau­en blau­en Ber­gen kom­men wir…
Wohin soll denn die Rei­se gehn?
Pic­tu­re by Dean Yeadon
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5 Kommentare
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Kommentare (5)

  • Ewa Kosińska 25. Mai 2022 at 13:13 Antworten

    Mili Podróż­ni­cy, dzię­ku­ję za bajecz­nie cie­ka­wy opis Was­zych przeżyć na szla­ku i za rów­nie cie­ka­we zdjęcia! Wid­zę na nich, jak uro­sły dzie­ci, opa­li­ly się, wydoroślały. 

    Jeszc­ze zostało kil­ka tysię­cy kilo­me­trów. Myślę, że p. Jan napis­ze jeszc­ze nas­tęp­ną relac­ję. Rozu­miem, że powrót pod­ob­ną dro­gą przez Tur­c­ję. W Ira­nie są śla­dy pol­skie z dru­giej woj­ny świ­at. Tzn głów­nie cmen­tar­ze. Tam­tę­dy szli do Pal­es­ty­ny z guła­gów sybe­ry­js­kich Pola­cy, tzw armia Ander­sa. Celo­wo pis­zę tzw, ponie­waż szli lud­zie wymęc­ze­ni, zagłod­ze­ni, obdar­ci. Szły tez kobie­ty i dzie­ci. Dzięki temu Anders ura­tow­ał wie­le lud­zi. Jak byliś­my w USA, zna­jo­my Irańc­zyk opo­wia­dal mi, jak wyglą­dała ta dro­ga Polaków z Sybe­rii przez mękę. Ten zna­jo­my był naocz­nym świad­kiem. Pod­ob­no Irańc­zy­cy bard­zo nas­zym poma­ga­li . To taki mój pol­ski wpis. Bard­zo bym chciała być w Ira­nie. I była­bym, gdy­by nie pan­de­mia. Może jeszc­ze zdążę .

    Wypra­wa powo­li zat­ac­za krąg.
    No, cóż coś się końc­zy, ale zac­zy­na się coś nowego, eks­cy­tu­jące­go w inny sposób.
    Ser­de­cz­nie poz­dra­wiam całą Czwór­kę – mama Izy

  • volker 20. Mai 2022 at 16:38 Antworten

    Hi Jan,
    dan­ke Dir, dass Du uns so inten­siv mit auf die Rei­se nimmst.
    Für mich wird beim Lesen deut­lich, vor wel­chen Ent­schei­dun­gen und Her­aus­for­de­run­gen Ihr immer steht und wie toll Ihr damit umgeht und eine unver­gess­lich, tol­le, aben­teu­er­li­che, ent­fern­te, exo­ti­sche Rei­se bis ans Ende der Welt macht.
    Wenn Ihr auf dem Rück­weg an Bonn vor­bei­kommt, dann war­tet hier auf Euch ein küh­les Bier und gemach­te Bet­ten. Wür­de mich sehr freuen.
    Ich drü­cke Euch für die Über­fahrt in den Iran alle Daumen.
    Der Rest ist dann jja fast ein Kin­der­spiel für Euch!

    Lie­be Grüße

    Vol­ker

    • Ewa Kosińska 25. Mai 2022 at 13:20 Antworten

      Przec­zy­tałam swój przed chwilą wysła­ny post i zau­ważyłam, że kom­pu­ter przera­bia moje wyra­zy, np. Napi­sałam p. Jan, pos­zło s. Jan. I jest więcej prze­mi­an. Mam nad­zie­ję, że się domyślicie:))
      Ewa Kosińska

  • Gudrun Hornschuh 19. Mai 2022 at 22:07 Antworten

    Vie­len Dank für den inter­es­san­ten Bericht und den wun­der­schö­nen Bildern.
    Es erscheint fast lächer­lich zu sagen:
    Schö­ne Grü­ße von der Nordseeküste.
    Wir waren zwei Wochen mit dem Wohn­mo­bil auf Rei­sen… von der Eifel rauf nach Ost­fries­land Ditz­um, z.Zt. noch in Ben­ser­siel und müs­sen bald auch wie­der heim­wärts reisen.
    Aber SCHÖN war es! 😎🙂
    Lie­be Grü­ße und eine schö­ne Heimreise
    wün­schen euch Marc und Gudrun

  • Mustafa (Ankara, Turkey) 12. Mai 2022 at 14:23 Antworten

    Real­ly Magni­fi­cent and also Won­derful photographs.
    Thank you and have a nice trip.

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